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„Burn-out“ – es handelt sich hier um 2 englische Worte, die einen Zustand des „Ausgebranntseins“ umschreiben. Ob es sich beim Burn-out um eine Krankheit handelt, ist noch umstritten. Psychologen und Alternativmediziner sehen den Burn-out als eine eigenständige Krankheit an. Die Schulmedizin dagegen konnte sich bislang dazu noch nicht durchringen. In der ICD (International Classification of Diseases) gilt der Burn-out ebenfalls nicht als Erkrankung.

Der Begriff des Burn-outs ist noch relativ jung. Er wurde 1974 von dem Psychoanalytiker Herbert Freudenberger geprägt. Bekannt wurde der Begriff dann im Zusammenhang mit der Managerkrankheit bzw. -stress. Nach und nach konnten die Burn-out-Spezialisten dann feststellen, dass ganz andere Berufsgruppen ebenfalls vom Burn-out-Syndrom betroffen sind. Im besonderen Maße sind die helfenden Berufe davon betroffen, wie Pflegeberufe, Ärzte, Heilpraktiker, Lehrer, Sozialarbeiter, Erzieher etc.

Denn in diesen Berufen sind Krankschreibungen, Arbeitsunfähigkeit und Frührenten besonders häufig zu finden. Hierbei handelt es sich aber nur um ein Symptom von einem Berg von Symptomen, wie sie beim Burn-out-Syndrom zu beobachten sind.

Eine andere Charakterisierung des Burn-out-Syndroms lautet: „Wer ausgebrannt ist, war zuvor entflammt“. Viele Betroffene waren vor ihrer Erkrankung tatsächlich so etwas wie „entflammt“. Sie gingen ihrer Arbeit mit Euphorie und Enthusiasmus nach. Sie zeigten einen hohen Identifikationsgrad an mit dem, was sie taten. All das ging dann im Laufe der Jahre verloren und wich einer unangenehmen Leere und Sinnlosigkeit. Später gesellten sich dann noch physische Veränderungen dazu, die den ganzen Krankheitsverlauf verschlimmerten.

Aber woran merke ich, dass ich dabei bin, in einen Burn-out abzudriften?

Typische Merkmale und Symptome

Beim Burn-out handelt es sich um ein Syndrom. Dies bedeutet medizinisch, dass hier ein Symptomenkomplex vorliegt, der für die Krankheit typisch ist und beim Burn-out zudem noch sehr zahlreich. Aber die Krankheit fängt nicht mit einer negativen organischen Veränderung an. Das macht die Interpretation und das Erkennen eines sich manifestierenden Burn-outs umso schwieriger.

Die Symptome lassen sich verschiedenen Bereichen zuordnen, wie den emotionalen, körperlichen und sozialen Ebenen. Dazu kommt, dass der Burn-out oft mit anderen, ähnlich gelagerten Erkrankungen zusammenfällt. Hierbei handelt es sich um das Chronic-Fatigue-Sydrom (CFS), Depressionen, Antriebslosigkeit usw.

Insgesamt lassen sich die Symptome in 4 Kategorien aufteilen: Emotionale, soziale, intellektuelle und körperliche Burn-out Symptome.

  1. Emotionale Symptome: Gefühl der inneren Leere, Hilflosigkeit, Ohnmacht, depressive Verstimmungen, Rückzug von Freunden, Verwandten, Familienmitgliedern etc. Hoher Frustrationslevel. Die täglichen Routinen werden zur Last. Hohe Reizbarkeit, Nörgelei, Ungeduld und Intoleranz sind immer Begleiter des Burn-outs. Man funktioniert nur noch „mechanisch“. Der Betroffene ist emotional kaum noch belastbar.
  2. Soziale Symptome: Die geringe emotionale Belastbarkeit und die Tendenz des Rückzugs von der Gesellschaft sind die ersten typischen Symptome, die auf sozialer Seite ihren Fortgang finden. Der Rückzug erfolgt in der Regel durch ein „Versumpfen“ in Fernsehn schauen, Computerspielen, übermäßiger Alkoholkonsum oder sogar Drogen. Bei Arbeit und Familie fällt es dem Betroffenen schwer, sich auf das Gespräch mit den jeweiligen Partnern, wie z. B. Arbeitskollegen, Kunden, Schüler, Patienten, Ehepartner usw. zu konzentrieren. Soziale Kontakte werden als belastend und unangenehm empfunden. Bei der Arbeit kommt es dann immer häufiger zu Fehlzeiten. Da die Konfliktfähigkeit weit herabgesetzt ist, kommt es in Konfliktsituationen oft zu übersteigerten Reaktionen. Eheprobleme werden immer stärker. Einen Freundeskreis gibt es nicht mehr.
  3. Intellektuelle Symptome: Die Schwierigkeiten, anderen zuzuhören und sich auf deren Ausführungen zu konzentrieren, beruhen auf einem hohen Maß an Konzentrationsstörungen. Daher kommt es zu einer vermehrten Unproduktivität und einer Neigung zu Tagträumen. Mit den Konzentrationsstörungen stellen sich auch Gedächtnisschwächen ein. Bei komplexen Aufgaben fühlt sich der Betroffene vollkommen überfordert. Der Dienst wird nur noch nach Vorschrift durchgeführt. Man ist initiativlos, minimalistisch, phantasielos und unflexibel. Man ist entscheidungsschwach und kann sich neuen Situationen nicht anpassen bzw. angemessen reagieren.
  4. Körperliche Symptome: Diese Symptome äußern sich in Schlafstörungen und häufigen Alpträumen. Müdigkeit, Erschöpfung, Energiemangel etc. sind dauerhafte Begleiter des Burn-out-Syndroms. Das mag paradox klingen. Denn auf emotionaler Ebene ist der Betroffene weder müde, noch ausgelaugt. Hier herrscht eine Art Hochbetrieb in Sachen Unruhe, Nervosität, Gereiztheit usw., die von dieser Ebene her ihren Beitrag zur Erschöpfung leisten. Dieses Szenario lässt den Betroffenen dann vermehrt zu Aufputschmitteln greifen. Aber auch andere Mittel sollen diesem ungemütlichen Szenario ein Ende bereiten. Dies sind dann Alkohol, Nikotin, Koffein, Drogen und Medikamente. Andere körperliche Symptome sind das verstärkte Auftreten von Verspannungen, die besonders die Hals- und Rückenmuskulatur betreffen. Kopf- und Rückenschmerzen sind damit vorprogrammiert und damit auch ein vermehrter Konsum an Schmerzmedikamenten. Besonders charakteristisch für das Burn-out-Syndrom ist die Schwächung des Immunsystems, was auf einer unphysiologischen Verschiebung des Hormonhaushalts beruht. Die Folge sind häufige Infektionserkrankungen. Beschwerden im Magen-Darm-Trakt sind ebenfalls häufig. Der Ruhepuls ist permanent erhöht und psychovegetativ-nervöse Probleme sind auch die Regel. Die Folge hiervon sind Reizungen und nervöse Ticks, aber auch sexuelle Probleme wie z. B. eine verringerte Libido.

Gute Symptome mit bösem Ende

Das Burn-out-Syndrom ist ein paradoxes Gebilde. Denn die typische Anfangssymptomatik zeichnet sich durch viele Charakteristika aus, die sich jeder wünscht. Diese positiven Merkmale sind Eigenschaften wie aktiv, dynamisch, ideenreich, zupackend, energetisch, engagiert usw.

Häufig arbeitet der Betroffene mehr als er muss. Er verzichtet auch auf Erholungsphasen, kann sich nie richtig entspannen. Er hat das Gefühl der Unentbehrlichkeit. Darum verzichtet er auf Urlaub und arbeitet auch am Wochenende und an Feiertagen. Persönliche Bedürfnisse und private Angelegenheiten spielen nur noch eine untergeordnete Rolle.

Hier kommt der Einstieg für die soziale Entfremdung, da der Betroffene nie Zeit für andere hat. Der Prozess der sozialen Entfremdung erfolgt von außen nach innen. Zuerst leidet der Kontakt zu Arbeitskollegen, dann folgen Freunde, Bekannte, Nachbarn, Verwandte und zum Schluss die Familienmitglieder.

Bei der Arbeit zeigt der Betroffene die Tendenz, die Kollegen abzuwerten, um sich selbst ins beste Licht zu stellen. Der Beruf ist zum Lebensinhalt geworden, mit all seinen Konsequenzen. Man lebt nur noch, um zu arbeiten. Andere, die nicht betroffen sind, arbeiten nur, um zu leben.

Dieser paradox anmutende Beginn eines Burn-outs mag jetzt manchen auf die Idee bringen, dass viele der positiven Charakteristika auch auf ihn oder sie zutreffen. Sind dies dann alle Kandidaten für den Burn-out? Ja und nein. Sie sind es dann, wenn die positiven Eigenschaften extrem und übertrieben praktiziert werden, quasi also des Guten zu viel betrieben wird. Die positiven Eigenschaften werden überstrapaziert.

Der Betroffene weiß nicht mit ihnen sparsam und effektiv umzugehen. Die Folge ist die komplette Verausgabung nach einer gewissen Zeit. Wenn diese Verausgabung eingetreten ist, beginnt sich das Blatt zu wenden. Von daher ist bei einer Diagnose besonders wichtig, diese Frühphase auf übertriebenen Arbeitseifer mit all seinen Folgen abzuchecken.

Wenn die Eigenschaften hier zu positiv ausfallen, dann handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Burn-out. Befindet sich der Betroffene noch in dieser Frühphase, dann kann noch prophylaktisch eingegriffen werden und der Burn-out verhindert werden.

Ursachen für einen Burn-out

Berufliche und gesellschaftliche Anforderungen sind inzwischen so hoch, dass fast 15 Prozent der Bevölkerung unter einem Burn-out-Syndrom leidet oder sich auf dem Weg dahin befindet. Aber es sind nicht nur die beruflichen und gesellschaftlichen Anforderungen, die uns in den Burn-out treiben. Eine wichtige Rolle spielt auch die individuelle Widerstandsfähigkeit (Resilienz).

Persönlich ungünstige Eigenschaften können diese Resilienz signifikant mindern. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Perfektionismus. Der Perfektionist hat immer zu hohe Ziele, die er nie erreichen kann. Kompromisse will er nicht eingehen. Somit häufen sich Hindernisse und Widerstand. Diese aber entfernen ihn nur noch mehr von seine Zielen. Resultat: Hohe Frustrationslevel.

Eine weitere persönliche Eigenschaft, die eng mit dem Burn-out-Syndrom assoziiert ist, ist das Helfersyndrom. Die Psychologie lehrt uns, dass das Helfersyndrom eine Kompensation für versagte Zuwendung in der eigenen Kindheit ist. Man kompensiert, indem man sich besonders stark in soziale Aktivitäten stürzt und hineinsteigert.

Der Helfer liefert immer die Art und Menge an Hilfe und Zuwendung ab, die er für sich eigentlich gewünscht hatte. Das Selbstwertgefühl dieser Helfer ist meist sehr labil. Eine Stabilisierung dieses wackeligen Selbstwertgefühls erhoffen sie sich dann durch eine konsequente Hingabe an übergeordnete Ziele und Ideale.

Damit treten die weiter oben beschriebenen persönlichen Bedürfnisse wieder einmal in den Hintergrund. Diese Hingabe erwartet natürlich auch einen gewissen „Lohn“. Der besteht in der Dankbarkeit und Zuneigung seitens der Hilfsempfänger. Bleibt diese Dankbarkeit aber aus oder wird die „unermüdliche“ Hingabe nicht bemerkt, dann kommt es zum alten Spielchen: Hohe Frustrationslevel und ein Selbstwertgefühl auf dem absoluten „Gefrierpunkt“.

Neurotizismus ist ein häufiges Begleitsymptom beim Helfersyndrom, bedingt durch das labile Selbstwertgefühl. Personen mit Neurotizismus sind in der Regel über alle Maßen besorgt und haben eine Neigung zu Depressionen. Sie sind häufig ängstlich, fühlen sich grundlos schuldig und haben eine Neigung zur Zwanghaftigkeit. Der Frustrationslevel ist hier besonders hoch.

Eine weitere persönliche Eigenschaft, die einen Burn-out provoziert, ist der krankhafte Ehrgeiz. Auch hier ist die Basis ein marodes Selbstwertgefühl. Das wird aber nach Außen hin übertüncht durch ein künstlich übersteigertes Selbstwertgefühl. Diese „Tünche“ sind in der Regel berufliche Leistungen und Erfolge, die immer wieder reproduziert werden müssen.

Denn ohne deren Reproduktion würde auch das wahre, wackelige Selbstwertgefühl kollabieren. Daher sind diese Leute geradezu krankhaft zum Erfolg „verdammt“. Ursachen für den krankhaften Ehrgeiz sind oft das Elternhaus bzw. die frühkindliche Erziehung.

Hier wurde die Zuneigung und Liebe der Eltern davon abhängig gemacht, welche Leistungen das Kind in der Schule, im Sportverein etc. mit nach Hause brachte. Für den Ehrgeizigen ist der Erfolg alles. Bleibt er aus, dann ist das das Ende der Welt. Diese Zeitgenossen sind keine besonders angenehme Kollegen in der Arbeitswelt.

Ein weiterer Punkt im Ursachenpuzzle ist der ewige Ja-Sager. Dies ist ein Mensch, der einfach nicht in der Lage ist, auch mal „nein“ zu sagen. Sie trauen sich nicht, anderen ihre Grenzen aufzuzeigen. Das Resultat ist, dass sie über Gebühr strapaziert und ausgenutzt werden, denn sie wollen es jedem recht machen. Irgendwann ist auch hier die Batterie leer.

ADHS und Burn-out-Syndrom sind besonders eng verschwistert. Denn auch hier wollen die Betroffenen durch ihre Arbeit Zuwendung und Anerkennung erfahren. Doch die Entlohnung erfolgt nicht auf psychologischer Ebene. Dazu kommt noch, dass es diesen Personen schwer fällt, persönliche Kontakte über die eigene Persönlichkeit zu knüpfen. Damit ist das Ziel Anerkennung häufig in weite Ferne gerückt und der Frustrationslevel übermäßig hoch.

Neben diesen persönlichen Ursachen gibt es natürlich auch die klassischen sozialen Ursachen. Arbeitsüberlastung, Probleme mit dem Chef und/oder Arbeitskollegen, Mobbing, schlechte Arbeitsbedingungen, schlechtes Betriebsklima, langweilige Arbeitsvorgänge, falsche Erwartungen an eine neue Arbeit etc. sind auf lange Sicht gesehen besonders gut geeignet, den Frustrationslevel so hochzuschrauben, dass der Betroffene langsam und vor allem sicher in ein Burn-out abgleitet.

Wenn dann noch eine oder mehrere persönliche Komponenten (siehe oben) dazu kommen, dann ist der Burn-out so gut wie sicher. Aber der Burn-out ist nicht nur auf die Frustrationsebene beschränkt. Neben dieser wichtigen psychologischen Komponente gibt es auch einen physischen Burn-out. Dieser beruht in der Regel auf Arbeiten, die den Körper des Betroffenen übermäßig stark in Anspruch nehmen.

Dies sind z. B. Schichtdienste im Krankenhaus, wo auch nachts gearbeitet werden muss. Dieser häufige Wechsel des Schlaf-Wach-Rhythmus ist eine erhebliche physische Belastung. Einseitige Arbeitsvorgänge führen zur Beeinträchtigung der Gesundheit.

Auch hier wird der Boden für einen Burn-out vorbereitet. Somit ist körperlicher Stress im Verbund mit emotionaler Frustration ein perfekter Wegbereiter für den Burn-out. Kommen dann noch Familienprobleme dazu, dann ergibt sich eine schier hoffnungslose und ausweglose Situation.

Aber auch die Gesellschaft bietet eine Reihe von Ursachen für die Entwicklung eines Burn-out-Syndroms. Die Gesellschaft stellt hohe Anforderungen an den Einzelnen im Beruf und als Mitglied. Man hat kaum noch für sich selbst ein wenig Zeit. Die Zeit für die eigene Familie ist auch viel zu knapp.

Für Freunde und Aktivitäten mit diesen bzw. der Familie hat man auch viel zu wenig Zeit. Resultat: Kaum Freunde, sich mehrende Familienprobleme, Zerfall der Familie und Verlust der Freunde. In der Gesellschaft zählen nur Resultate. Familie und Freunde sind reine Privatsache und haben keinen Stellenwert.

Das Leistungstier Mensch wird nur nach seiner Leistungsfähigkeit beurteilt. Wenn diese Fähigkeit aus irgend welchen Gründen eingeschränkt ist, dann bleiben alle die Vorzüge, die man bislang genossen hat, aus. Scheitert dann auch noch die Beziehung zum Lebenspartner, dann ist der Boden für den „Marsch“ ins Burn-out geebnet bzw. hat schon begonnen.

Auch die gesellschaftlichen Normen und Wertvorstellungen tragen ihr Übriges dazu bei. Früher wurden persönliche und gesellschaftliche Probleme durch religiöse Interpretationen „erträglicher“. So war berufliches und privates Scheitern gottgewollt und eine „Prüfung“. Heute hat für viele der alte Mann in den Wolken ausgedient.

Damit wird man für sein Scheitern selbst verantwortlich gemacht, was das Selbstwertgefühl zersetzt und auch noch den letzten Trost raubt. Und da der Bezug zur eigenen Natürlichkeit oft verloren gegangen ist, führt der Betroffene ein sinnentleertes Leben, die „Vorhölle“ zum Burn-out-Leben.
Die wichtigste physiologische Ursache für die Entwicklung ist emotionaler und körperlicher Dauer-Stress.

Wir hatten schon die permanente Frustration als eine solche Form kennengelernt. Unter Stress kommt es zu einer körperlichen Reaktion: Katecholamine werden ausgeschüttet, die Herzfrequenz erhöht sich, der Blutdruck wird erhöht, der gesamte Organismus schaltet auf eine Alarmsituation. Für eine echte physische Bedrohung sind diese Vorgänge von außerordentlicher Wichtigkeit.

Als Dauerzustand jedoch wirken sie physiologisch zerstörerisch. Denn die erhöhten Katecholamine setzen eine Kaskade an Wirkungen frei. Sie bewirken eine vermehrte Freisetzung von Glukose aus den Glukosespeichern und damit indirekt eine Erhöhung von Insulinspiegeln. Insulin wirkt nicht nur blutzuckersenkend, sondern auch als Wachstumshormon.

Wenn also durch Dauerstress permanent erhöhte Insulinspiegel vorliegen, kommt es über diesen Mechanismus im Verein mit erhöhten Blutdruckwerten zu Schädigungen der Blutgefäße. Zudem kommt es zu einer Erhöhung des Stresshormons Cortisol.

Eine wichtige Eigenschaft dieses Hormons ist das Abbremsen des Immunsystems. Man kann diese Eigenschaft als Ursache für die Tatsache ansehen, dass ein vom Burn-out Betroffener in der Regel ein schwaches Immunsystem aufweist, verbunden mit einer erhöhten Infektionsanfälligkeit.

Diagnose

Viele der Betroffenen merken zuerst gar nicht, dass sie in einen Burn-out schlittern. Wenn dann depressive Verstimmungen auftreten, wird oft die Schulmedizin zu Rate gezogen, die dann die entsprechenden Medikamente zum Einsatz bringt, die aber mit der Ursache nichts zu tun haben. Da die symptomatische Therapie aber zum Scheitern verurteilt ist, beschert dieser Weg dem Betroffenen ein weiteres Negativ-Erlebnis – ein weiteres Puzzleteilchen auf dem Weg in den Burn-out.

Die Diagnose des Burn-outs ist deshalb so problematisch, da die Krankengeschichte mit absolut positiven Symptomen beginnt. Denn wenn man agil, aufopfernd, dynamisch etc. ist, dann findet dies allgemeine Anerkennung. Aus diesem Grund zumindest legt der Betroffene ja dieses Verhalten an den Tag.

Aber Diagnosen schauen in der Regel nur auf die negativen Symptome. Von daher wird das Burn-out-Syndrom nur zu oft mit einem CFS verwechselt, da es ungewöhnlich ist, dass positive Eigenschaften Symptome für Desaster sind. Von daher muss die Diagnose diese ungewöhnliche Tatsache mit berücksichtigen. Auf diese Weise können Betroffene in der Frühphase identifiziert werden.

Da der Prozess in der Praxis nicht so einfach zu praktizieren ist, muss ein Burn-out-Syndrom per Ausschlussdiagnostik abgeklärt werden. Dies beinhaltet Familien- und Sozialanamnese. Weitere wichtige Fragen sind die nach der beruflichen Orientierung, Lebensführung, Genussmittelgewohnheiten, Ernährungsgewohnheiten, Medikation, frühere und gegenwärtige Erkrankungen und die seiner Angehörigen usw.

Oft tauchen hier schon Ungereimtheiten auf. Vor allem lassen sich hier schon psychische und physische Überforderung in Arbeit, sozialem Umfeld und Familie identifizieren. An diesem Punkt kann dann schon mit einer Therapie begonnen werden.

Da die Bedingungen derartig komplex sind, werden die meisten Schulmediziner in der Regel überfordert sein, hier die korrekte Diagnose zu stellen. Eine symptomatische Therapie mit Antidepressiva, Antihypertensiva, Schmerzmedikamenten etc. wird keine Lösung darstellen. Sie vergeuden wertvolle Zeit, ohne das Problem zu erfassen. Die Folge wird eine nachhaltige Verschlechterung des Zustands sein und letztendlich ein manifester Burn-out.

Für die Praxis gibt es inzwischen eine Reihe von Diagnoseverfahren, wie z. B. das Maslach Burn-out Inventory (MBI). Hier handelt es sich um einen Fragebogen, der mit so wenig wie möglichen Fragen versucht, eine vollständige Anamnese zu erheben. Inzwischen liegt eine überarbeitete Version vor.

Eine andere Diagnoseversion ist die Überdrussskala von den Burn-out-Experten Pines et al., bei der körperliche, geistige und emotionale Erschöpfung beurteilt werden.

Die SBS-HP (Staff Burnout Scale of Health Professionals nach Jones) wurde von einem weiteren Burn-out-Experten, J.W. Jones, entwickelt. Dies ist ein Test für „Kandidaten“, die im Gesundheitswesen arbeiten. Dieser Test untersucht die 4 klassischen Burn-out-Parameter, interpersonelle und psychische Konflikte, Probleme und Spannungen bei der Arbeit, gesundheitliche Probleme und inadäquate Beziehungen zu Arbeitskollegen, Familie, Freuden etc.
Inzwischen gibt es auch einen Online-Test (http://www.imedo.de/infocenter/burnout/burnouttest#infocenter).

Dieser Test ist jedoch, wie die meisten Online-Tests, zu allgemein gehalten, als dass er von diagnostischer Relevanz wäre. Er kann aber Tendenzen aufzeigen, die den Betroffenen auf die Möglichkeit einer Entwicklung in Richtung Burn-out aufmerksam machen. Ein Ersatz für eine professionelle Diagnose kann dieser Test nicht bieten.

CFS – das Chronic-Fatigue-Syndrom

CFS und Burn-out-Syndrom haben viel gemeinsam. Man kann sogar sagen, dass eine erhebliche Zahl an Symptomen für beide Syndrome identisch sind. So kann ein CFS umschlagen bzw. weiterführen in ein Burn-out-Syndrom.

Denn bei beiden Formen liegt ein permanenter Überforderungs- und Erschöpfungszustand vor. Von daher kann bei einem Burn-out-Syndrom auch gleichzeitig ein CFS vorliegen. CFS wird definiert als ein „Erschöpfungszustand, der länger als 6 Monate anhält, der sich durch Ruhe nicht verbessert und die Lebensqualität signifikant heruntersetzt“.

Die wichtigsten Symptome des CFS sind Permanente Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Aussetzen des Kurzzeitgedächtnisses, Muskelverspannungen mit Schmerzen in den betroffenen Arealen, Lymphknotenschwellungen an Hals und Achseln, Rheuma-artige Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Zustandsverschlechterung nach Belastungen, mental und körperlich.

Der elementare Unterschied zwischen CFS und Burn-out-Syndrom stellt die Funktion des Immunsystems dar. Beim Burn-out-Syndrom ist das Immunsystem geschwächt. Beim CFS ist es überdurchschnittlich aktiviert. Dies zeigt sich in einer signifikanten Erhöhung von T- und B-Lymphozyten, einer Exprimierung von Interleukin-2-Rezeptoren und einer verstärkten Ausschüttung von Zytokinen. Man nimmt an, dass die hohen Konzentrationen an Zytokinen mit beteiligt sind an der Entwicklung des CFS.

Diese maßgeblichen Unterschiede müssen bei der Diagnose Berücksichtigung finden, um das Krankheitsbild zu vervollständigen.
Phasen der Entwicklung eines Burn-out-Syndroms
Es gibt eine Reihe von Erklärungsversuchen, wie sich ein Burn-out-Syndrom über welchen Zeitraum entwickelt.

Diese alle hier aufzuführen, würde den Rahmen des Zumutbaren sprengen. Inzwischen scheint es aber für alle Alternativen einen gemeinsamen Nenner zu geben, den ich hier kurz skizzieren möchte.

Phase 1:

Dies ist die Phase der positiven Symptomatik. Der Betroffene hat berufliche und/oder gesellschaftliche Ambitionen, bei der Realität und Traum weit auseinanderklaffen. Daher setzt er sich freiwillig unter Erfüllungsstress, um seine hohen Ziele zu erreichen. Da die Ziele unrealistisch sind, ist die Saat für einen Burn-out gelegt.

Phase 2:

Erste Folgen des Selbstzwangs: Man arbeitet deutlich mehr als jeder andere, durchläuft Seminare, berufliche Fortbildungen etc., arbeitet am Wochenende und Feiertagen usw. Die Vorgesetzten werden aufmerksam und honorieren den Eifer. Gleichzeitig erhält man mehr Verantwortung und vor allem mehr Arbeit. Der Betroffene glaubt sich auf dem richtigen Weg zum Erfolg.

Phase 3:

Die Arbeitsbelastung wächst unaufhörlich. Die Zeit für Freunde und Familie wird weniger. Der freiwillige Zwang diktiert nun, was wichtig ist und was nicht. Arbeit ist das Ein und Alles. Persönliche Angelegenheiten beginnen an Wichtigkeit abzunehmen. Von der Umwelt wird dies noch toleriert, da man einen erfolgreichen Lebenspartner, Freund usw. haben möchte. Von daher kommen auch aus dieser Richtung verstärkende und bestätigende Signale. Die eigenen Bedürfnisse sind inzwischen dem Erfolgsbedürfnis gewichen.

Phase 4:

Inzwischen beginnt die Belastung Überhand zu nehmen. Die körperlichen Reserven beginnen zu versiegen. Dies interpretiert der Betroffene als einen persönlichen Mangel und investiert noch mehr Energien in sein Tun. Er weicht Konflikten aus, um Energien zu sparen. Er hat auch keine Lust mehr auf private Kontakte, da sie zu energieraubend sind. Die Entfremdung vom sozialen Umfeld hat begonnen.

Phase 5:

Das soziale Umfeld hat aufgehört zu existieren. Die eigenen beruflichen Ziele sind der einzige Lebensinhalt. Alte Werte gelten auch nichts mehr. Arbeit ist das Leben. Das eigentliche hochgesteckte Ziel beginnt sich zu verflüchtigen, da es auch keine Zeit mehr gibt, darüber nachzudenken, wie es zu erreichen wäre.

Phase 6:

Die ersten körperlichen Konsequenzen stellen sich ein. Ermüdungserscheinungen werden aber vom Betroffenen nur als ein zeitlich begrenztes Phänomen interpretiert oder ignoriert. Daher sind Ausruhen, Abschalten, Erholung keine Alternative. Körperliche Probleme, wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Rückenschmerzen etc., werden mit Medikamenten „geheilt“.

Eine ursächliche Therapie kommt aus 2 Gründen nicht in Frage: 1. hat der Betroffene keine Zeit dafür und 2. kennt er die eigentliche Ursache überhaupt nicht. Der Zwang zur „Leistungsschlacht“ hat inzwischen alle physischen und psychischen Bedürfnisse beseitigt. Der Traum von einst hat auch aufgehört, zu existieren.

Phase 7:

Die Krise naht. Die vorausgegangenen Verhaltensweisen fordern ihren Tribut. Der Raubbau an psychischen und körperlichen Ressourcen ist nicht mehr aufrecht zu halten. Die gesundheitlichen Probleme nehmen zu. Die Leistungsfähigkeit nimmt rapide ab. Dies ist der Zeitpunkt, wo der Betroffene sein schlimmster Kritiker wird.

Er macht sich selbst verantwortlich für seine mangelnde Leistungsfähigkeit. Die ersten Schritte werden eminent für einen Rückzug von der einst so geliebten Arbeit. Der Verlust der Leistungsfähigkeit ist der Wendepunkt in ein Abgleiten in den Burn-out.

Phase 8:

Der Wille zur Leistung ist immer noch präsent, sogar oft mehr als zuvor. Der gleichzeitige Rückzug von der Arbeitsumwelt erfolgt dadurch, dass man nur noch zu Zeiten arbeitet, wo Kollegen nicht zugegen sind, falls das möglich ist. Oder aber man ignoriert diese und „verkriecht“ sich „in seine Ecke“.

Es werden Vermeidungsstrategien entwickelt, die noch mehr Energien rauben als zuvor. Der Burn-out ist in diesem Stadium fast nicht mehr aufzuhalten. Denn auch die Qualität der Arbeit leidet unter dem Energieverlust.

Und das bleibt den Vorgesetzten und Kollegen nicht verborgen. Daraus resultierende Konflikte werden durch aggressives Verhalten beantwortet. Der Betroffene isoliert sich immer mehr. Die erhoffte Anerkennung bleibt aus, was zum Dauerfrust ausufert.

Phase 9:

Die Batterien geben nichts mehr her. Die Energiereserven sind verbraucht. Der Burn-out befindet sich in seiner „Blüte-Phase“. Was bleibt, sind Frustration, Desillusionierung, Enttäuschung, Isolation usw. Die Depressionen nehmen dramatisch zu.

Die eigene Persönlichkeit scheint es nicht mehr zu geben. Sein soziales Umfeld existiert auch nicht mehr, da er diese zugunsten seiner Arbeit selbst aufgegeben hat. Sein alter Traum ist auch nicht mehr zu erreichen. Damit hat er alles verloren. Die Einsicht, total versagt zu haben, lassen düstere Gedanken aufkommen. Dies ist die Zeit für professionelle Hilfe, oder…

Phase 10:

Der Betroffene hat keinerlei Antrieb mehr, ist vollkommen gleichgültig allem gegenüber. Es existiert eine innere Leere. Die körperliche Hinfälligkeit ist ebenfalls evident. Physische Probleme nehmen signifikant zu.

Phase 11:

Depressionen sind nun ständiger Begleiter. Selbstmordgedanken sind ebenfalls gehäuft zu finden. Der Betroffene wird verhaltensauffällig, sogar für Leute, die ihn nicht persönlich kennen.

Phase 12 :

Hier handelt es sich um eine Phase, in die die meisten Betroffenen nicht gelangen. Dies ist die Phase des kompletten seelischen und körperlichen Bankrotts. Es ist ein Endstadium, dass ohne professionelle Hilfe nicht mehr verlassen werden kann.

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