Beiträge

Zwangsstörungen sind Störungen, die durch wiederkehrende, aufdringliche und unerwünschte Ideen, Impulse oder Bilder gekennzeichnet sind.

Von dem/der Betroffenen werden diese als unheimlich, dumm, abscheulich oder schrecklich erlebt und es wird ein Drang ausgelöst, etwas zu tun, um das Unbehagen zu lindern. Auf einen so genannten Zwangsgedanken erfolgt eine Zwangshandlung.

Zwangsstörungen treten bei Frauen und Männern in gleicher Häufigkeit auf und betreffen circa 1% der deutschen Bevölkerung in einem Halb- Jahres- Zeitraum.

Den meisten Menschen sind Zwangsstörungen wie WaschzwangPutzzwang oder Kontrollzwang ein Begriff.

Ob es sich dabei um eine „liebenswerte Marotte“ oder eine wirkliche Zwangshandlung handelt, kann nur durch Fremd-oder Eigenbeobachtung geklärt werden. Auch wenn einem außenstehenden Beobachter die Zwangshandlungen eines Betroffenen als amüsant vorkommen, sollte man sich immer bewusst machen, dass die ritualisierte Lebensweise den Betroffenen in seiner Lebensführung einschränkt und ihn psychisch schwer belastet.

Symptomatik

Das alles überspannende Thema von Zwangsgedanken sind Risiko, Schaden und Gefahr, weitere Themen sind Verschmutzung, Zweifel, Aggression und Verlust. Typisch für eine Zwangsstörung ist, dass sich der/die Betroffene genötigt fühlt, vorsätzliche, zielstrebige und wiederholte Handlungen, so genannte Ritual zum Ausgleich des Zwangs durchzuführen. Waschen gleicht Verschmutzung, Überprüfen, Zweifeln und Horten gleichen Verlust aus. Betroffene gehen Menschen aus dem Weg, wenn sie befürchten, ihnen gegenüber aggressiv zu werden.

Die durch Zwangsstörungen entstandenen fixe Ideen können sich auf alles beziehen und die Rituale müssen nicht unbedingt mit dem zwanghaften Unbehagen gekoppelt sein, das sie lindern. So kann zum Beispiel das Unbehagen spontan abgeklungen sein, nachdem ein Betroffener mit Angst vor Verschmutzung seine Hände in die Taschen seiner Jacke oder Hose gesteckt hat.

Es ist in der Folge nur konsequent, wenn er ab diesem Zeitpunkt immer die Hände in die Taschen steckt, wenn die fixe Idee der Verschmutzung auftritt. Die meisten Rituale, wie das Waschen der Hände, oder die Kontrolle von Schlössern sind beobachtbar, andere hingegen nicht, wie zum Beispiel fortwährendes Zählen oder vor sich hingemurmelte Aussprüche mit dem Ziel, Gefahr abzuwehren. Den meisten Betroffenen ist klar, dass ihre fixen Ideen keine echten Gefahren sind und dass sie mit ihrem Verhalten, mit dem sie den inneren Druck verringern, irrational und übertrieben, manchmal sogar bizarr ist.

Trotzdem können sie nicht davon lassen und werden unter unerträglich großen Stress gesetzt, wenn ihnen die Durchführung ihrer Rituale versagt wird. Sehr oft verbergen Betroffene ihre Zwangsgedanken und die zugehörigen Rituale, mit denen sie täglich viele Stunden verbringen, aus Angst davor, in Verlegenheit zu kommen oder stigmatisiert zu werden. Als Folge- oder Begleiterscheinung tritt in vielen Fällen eine Depression und Vereinsamung auf.

Schulmedizinische Therapie

Die Expositionstherapie gilt bei Zwangsstörungen derzeit als das Mittel der Wahl. Bei dieser Therapieform werden die Betroffenen in die Konfrontation mit den Situationen und Menschen gebracht, die das Unbehagen, die Zwangsgedanken und die Rituale auslösen. Dadurch treten die Rituale verspätet oder gar nicht auf.

Die Angst bildet sich langsam zurück und weicht der Gewöhnung. Der/die Betroffene lernt, dass die Rituale zur Linderung des Unbehagens unnötig sind. In den meisten Fällen bleiben die erreichten Fortschritte nach Beendigung der Therapie bestehen, wahrscheinlich auch, weil die Betroffenen die erlernte Selbsthilfe in ihr weiteres Leben integrieren.

Auch eine andere Therapiekombination verspricht Erfolge: Eine mit Pharmakotherapie gekoppelte Verhaltenstherapie. Als wirksame Medikamente gelten:

  • Serotonin – Wiederaufnahme Hemmer
  • selektive Serotonin – Wiederaufnahme Hemmer
  • Clomipramin

Meist reichen kleinen Dosen der genannten Medikamente zur begleitenden Linderung aus.

Beitragsbild: pixabay.com – Fotorech

Als somatoforme Störungen wird die Gruppe psychiatrischer Störungen bezeichnet, die durch körperliche Symptome gekennzeichnet sind.

Diese Symptome weisen zwar auf eine körperliche Störung hin, können dadurch aber nicht vollständig geklärt werden, verursachen jedoch gleichzeitig ein signifikantes Leiden, das die gesellschaftliche, berufliche oder andere Funktionsfähigkeiten beeinträchtigt.

Der Begriff der somatoformen Störung ist ein relativ neuer Begriff, der sich auf die Art Störung bezieht, die viele als psychosomatisch bezeichnen.

Bei somatoformen Störungen können entweder die körperlichen Symptome oder deren Schweregrad und Dauer nicht durch einen zugrundeliegenden körperlichen Zustand erklärt werden.

Sie somatoformen Störungen umfassen Somatisierungsstörungen, undifferenzierte somatoforme Störungen, Konversionsstörung, Hypochondrie, Schmerzstörung, Dysmorphophobie und nicht anders gekennzeichnete somatoforme Störung.

Die einzelnen Arten der somatoformen Störungen:

Die Somatisierungsstörung

Sie ist eine schwere psychiatrische Störung, die durch viele rezidivierende (in mehreren Episoden im Leben auftretende), klinisch bedeutende körperliche Beschwerden (einschließlich Schmerz und gastrointestinale (Schmerzen im Verdauungstrakt), sexuelle und neurologische Symptome) gekennzeichnet ist. Diese Beschwerden können jedoch durch eine körperliche Störung nicht vollständig erklärt werden. Die Störung ist oft familiär, und ihr Ursprung meist unbekannt. Eine narzisstische Persönlichkeit (das heißt eine deutliche Abhängigkeit, und die Unfähigkeit, Frustration zu ertragen) trägt zu den körperlichen Beschwerden bei, die eine unbewusste, somatisierte, dringende Bitte um Aufmerksamkeit und Betreuung darzustellen scheinen. Dier Störung soll hauptsächlich bei Frauen auftreten. Männliche Verwandte der betroffenen Frauen neigen dazu, häufiger eine antisoziale Persönlichkeit und suchtmittelbedingte Störung zu haben.

Konversionsstörung

Bei einer Konversionsstörung treten körperliche Symptome auf, die durch einen psychischen Konflikt verursache und umgewandelt werden. Sie ähneln den Symptomen einer neurologischen Störung.
Die Konversionsstörung tritt in der Regel in der Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter auf, kann sich aber in jedem Alter manifestieren. Sie scheint bei Frauen etwas häufiger aufzutreten. Einzelne Konversionsymptome, die die Kriterien einer Konversionsstörung oder einer Somatisierungsstörung nicht erfüllen, gibt es oft bei neuropsychiatrischen Patienten.

Hypochondrie

Die Hypochondrie beschreibt die dauernde, geistige Beschäftigung mit körperlichen Funktionsstörungen und die Angst davor, eine ernsthafte Erkrankung zu bekommen oder zu haben. Hierbei werden vom Betroffenen normale, nicht krankhafte körperliche Symptome fehlgedeutet und in Krankheitssymptome umgewandelt.

Schmerzstörung (Psychogener Schmerz)

Die Schmerzstörung ist eine Störung, bei der der Schmerz in einem oder mehreren anatomischen Bereichen ausschließlich oder haupsächlich aufgrund psychologischer Faktoren entsteht. Hauptziel der Störung ist die Lenkung der Aufmerksamkeit des Betroffenen hin zum Schmerz. Diese somatoforme Erkrankung führt zu einem erheblichen Leiden und beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit des Patienten meist enorm. Die Schmerzstörung ist eine relativ häufige Form der somatoformen Störung. Die genaue Inzidenz (relative Häufigkeit der Neuerkrankungen in einem festgelegten Zeitraum, meist in einem Kalenderjahr) ist unbekannt, aber in den Vereinigten Staaten von Amerika führt ein psychogener Rückenschmerz allein jährlich bei bis zu 15% der Erwachsenen zu einer Einschränkung der Arbeitsfähigkeit.

Dysmorphophobie

Es bezeichnet die krankhafte, geistige Beschäftigung mit einem Mangel des eigenen Aussehens. Dies führt in der Regel zu einer signifikanten Belastung und kann in gesellschaftlichem, beruflichem oder anderem wichtigen Bereich des menschlichen Lebens zu einer Beeinträchtigung der Funktionsfähigkeit führen. Der Patient bildet sich einen körperlichen Mangel ein oder ist übermäßig über einen geringfügigen Mangel besorgt. Diese Störung beginnt in der Regel in der Adoleszenz und scheint in gleichem Maße bei Frauen und Männern aufzutreten.

Beitragsbild: pixabay.com – Anemone123

Eine posttraumatische Belastungsstörung ist eine psychische Störung, bei der eine unfassbare Lebenssituation immer wieder erlebt wird dabei ungeheuer große Angst, Hilflosigkeit und Entsetzen hervorruft. Diese führt dazu, dass die mit dem Trauma in Verbindung stehenden Stimuli zunehmend gemieden werden.

Das belastende Ereignis umfasst schwere Verletzungen oder Todesgefahr für den Menschen selbst oder andere sowie den Tod anderer; während des Ereignisses verspürt der Betroffene immense Angst, Hilflosigkeit und Entsetzen.

Die Lebenszeitprävalenz (i.e. Häufigkeit der Personen, die in ihrem Leben einmal an einer bestimmten Erkrankung leiden) beträgt mindestens 1%, in Hochrisikogruppe wie Kriegsveteranen oder Opfern von Gewaltverbrechen wird eine Prävalenz von 3-59% beschrieben.

Symptomatik

Geschehen schreckliche Dinge, sind manche Menschen lange davon beeindruckt. Das traumatische Ereignis wird immer wieder durchlebt, meist in Form von Flashbacks (ein Flashback ist ein psychologisches Phänomen, das durch einen Schlüsselreiz aktiviert wird.

Der/die Betroffene hat dann ein plötzliches, für gewöhnlich starkes Wiedererleben eines vergangenen Erlebnisses oder eines früheren Gefühlszustandes) oder Alpträumen. Der Betroffene vermeidet dann fortdauernd die mit dem Trauma in Verbindung stehenden Reize und weist eine allgemeine Teilnahmslosigkeit auf. Diese dient dazu, die Symptome der aufkommenden Gefühle zu unterdrücken. Zusätzlich treten häufig die Symptome einer Depression auf. Manchmal kommt es erst zu einer verspäteten Entwicklung der Symptome; sie treten erst viele Monate oder sogar Jahre nach dem posttraumatischen Ereignis auf.

Tritt die posttraumatische Belastungsstörung mehr als drei Monate lang auf, so muss sie als chronische Erkrankung bezeichnet werden. Wird die chronische Krankheit nicht behandelt, schwächt sie sich oft wieder ab, verschwindet jedoch nicht vollständig. Manche Betroffenen bleiben schwer beeinträchtigt.

Therapie

Die Behandlung umfasst Verhaltenstherapie; Pharmakotherapie und Psychotherapie.

In der Verhaltenstherapie werden sichere Situationen bewusst aufgesucht, die der Betroffene meidet, weil sie ein Wiederaufleben des Traumas auslösen könnten. In der Fantasie setzt sich der Betroffene wiederholt mit dem traumatischen Ereignis auseinander, was die Belastung nach anfänglicher Verstärkung des Unbehagens mildert. Hilfreich kann auch sein, bestimmte Rituale zu verhindern, wie das Händewaschen nach einem sexuellen Übergriff, mit dem Zweck, sich sauber zu fühlen.

Antidepressiva und Angstlöser scheinen zwar einen gewissen Nutzen zu haben, sind gewöhnlich jedoch nicht so wirksam wie bei anderen Angsterkrankungen.

Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (wie Fluoxetin, Paroxetin, Fluvoxamin oder Sertralin) und MAO-Hemmer (stimmungsaufhellende Antidepressiva) scheinen am wirksamsten zu sein.

Gleichwohl müssen sie prüfen, in wie weit die Traumatische Erfahrung wirklich stattgefunden hat.

Gleichzeitig müssen Therapeuten den Betroffenen ermuntern, sich mit den Erinnerungen zu beschäftigen, während eine verhaltenstherapeutische Desensibilisierung stattfindet. Der Patient muss auch Techniken erlernen, mit denen er die Angst unter Kontrolle halten und die Erinnerungen in seine bisherige Persönlichkeitsstruktur integrieren kann.

Die mit dem Trautischen Ereignis verknüpfte Angst ist häufig so intensiv, dass eine unterstützende Psychotherapie eine wichtige Rolle spielt. Insbesondere müssen die Therapeuten sich aufrichtig, einfühlsam und mitfühlend in der Würdigung des seelischen Schmerzes des Patienten sein.

Es ist auch möglich, dass zu der für das Trauma spezifischen Angst noch das Gefühl der Schuld hinzukommt, weil die Patienten sich bedrohlich und zerstörerisch während eines Krieges verhalten haben oder eine lebensgefährliche Situation überlebt haben, während Mitglieder der Familie oder Nahestehende umkamen.

In solchen Fällen der so genannten „Überlebensschuld“ können psychodynamische oder introspektionsorientierte Psychotherapieverfahren angezeigt sein, die den Patienten darin unterstützen, seine selbstkritische und bestrafende psychische Haltung zu verstehen und anzupassen.

Beitragsbild: pixabay.com – Sammy-Sander

Es ist allgemein bekannt, dass dauerhafter Stress der Gesundheit schadet.

Weniger bekannt ist jedoch, wie sich stressbedingte Erkrankungen äußern können und was man tun kann, diesen vorzubeugen. Stress ist ein Ereignis, dass jeder Mensch erlebt, selbst Kinder.

Bei ihnen begründet sich Stress zum Beispiel durch Leistungsdruck in der Schule, ein Überangebot an Freizeitbeschäftigungen oder durch die Peergroup (Gleichaltrigengruppe).

Im Erwachsenenalter verstärken sich diese Faktoren zunehmend. Krank werden im Grunde diejenigen Menschen, die es längerfristig nicht schaffen, eine Balance zwischen Anspannung und Entspannung im alltäglichen Leben zu finden.

Wenn wir uns in einer Stresssituation befinden, reagieren wir mit Gefühlen und körperlichen Symptomen. Die körperlichen Symptome entsprechen einem genetischen Programm, das den Menschen seit Jahrtausenden einprogrammiert ist.

Hierbei konzentriert sich der gesamte Organismus auf die Bewältigung eines zentralen Problems. Die Denk- und Wahrnehmungsprozesse werden auf die wichtigsten Reize fokussiert, die den Stress auslösen; damit leidet oft das objektive Urteilsvermögen.

Es kommt zu Konzentrationsmangel, Gedankenkreisel oder einer Leere im Kopf. Vom Nerven- und Kreislaufsystem werden die Stresshormone Testosteron, Kortisol, Adrenalin und Noradrenalin ausgeschüttet – die Atemfrequenz erhöht sich, die Belastung von Herz und Kreislauf steigt. Durch die Verengung der Blutgefäße steigt der Blutdruck, es kommt zu einer Loslösung von Fett- und Zuckerreserven und zu vermehrter Schweißbildung. Gleichzeitig werden die Tätigkeiten des Magen-Darm Traktes reduziert, was zu Durchfall, Übelkeit und Erbrechen führen kann.

Weitere typische Symptome einer akuten Stressreaktion sind ggf. Herzrasen, ein trockener Mund, Erröten und Kurzatmigkeit.

Auch der gesamte Bewegungsapparat kommt in einer akuten Stresssituation in Bewegung: Die gesamte Skelettmuskulatur spannt sich; dies manifestiert sich in Nacken- und Schulterverspannungen, oder Verspannungen im Gesichtsraum. Auch Sprachstörungen können auftreten. Es gibt auch Menschen, die mit Bewegungen wie Fußwippen, Trommeln mit den Fingern, Zucken, Stottern oder Zähneknirschen auf Stress reagieren. Dies sind alles noch keine wirklich krankhaften Symptome.

Werden sie jedoch chronisch, kann eine Stressstörung entstehen, die behandelt werden sollte. Dauerhafter Stress und die damit verbundene dauerhalte Anspannung kann verschiedene Schmerzen auslösen und chronifizieren.

Dabei sollte immer berücksichtigt werden, dass jeder Mensch Schmerzreize anders empfindet, aber grundsätzlich gilt:

Wer Schmerzen hat, leidet und erhält von seinem Körper das Signal, dass etwas geändert werden muss.

Die bekanntesten Erkrankungen, die durch Stress mit induziert werden sind:

  • Rückenschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Burn – Out
  • Bore – Out
  • Hörsturz und Tinnitus

Rückenschmerzen

Ungefähr 80% der deutschen Bevölkerung waren wegen Rückenschmerzen schon mindestens einmal beim Arzt. Meist kann die genaue Ursache nicht geklärt werden, fest steht jedoch: Wer unter großem Druck steht, ist häufig von Rückenschmerzen geplagt, die sich von Muskelverspannungen herleiten lassen. Sprichwörter wie „auf diesen Schultern lastet zu viel Druck“ lassen sich so erklären.

Menschen, die sehr viel Stress haben, haben oft auch noch eine rückenunfreundliche Lebensweise: Sie sitzen zu viel und zu lange (meist in falscher Haltung) am PC im Büro und bewegen sich auch in ihrer Freizeit zu wenig. Dadurch kommt es zu Muskelverhärtung und -verspannung sowie Muskelabbau. Wenn Muskeln dauerhaft angespannt sind, verringert sich die Sauerstoffzufuhr und im Gewebe kommt es zu Stoffwechselstörungen.

Treten Schmerzen auf, nehmen die meisten Menschen automatisch eine Schonhaltung ein, um „dem Schmerz auszuweichen“. Dadurch werden noch weitere Muskelpartien in die Stresssituation mit einbezogen, auch hier verspannen und verhärten die Muskeln und es wird nötig eine andere Schonhaltung einzunehmen – ein Teufelskreis beginnt. Bei massiven Rückenschmerzen sollte der Betroffene dringend einen Arzt aufsuchen, damit zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall ausgeschlossen werden kann. Jedoch kann jeder präventiv aktiv werden und so Muskelverspannungen und Rückenschmerzen vorbeugen:

Stärkung des Rückens durch spezielle Gymnastik oder Gerätetraining

Erlernen von Entspannungstechniken wie der Progressiven Muskelentspannung oder Yoga
Entspannung mit Wärme (Körnerkissen oder ein warmes Vollbad)

Warmhalten des Rückens, damit man keinen Zug bekommt.

Anpassung des Arbeitsumfeldes an die individuellen Bedürfnisse

Spannungskopfschmerzen

Spannungskopfschmerzen gehen oft von einer verspannten Schulter- und Nackenmuskulatur aus. Auch hier können die oben genannten präventiven Maßnahmen helfen, den Kopfschmerz zu verringern oder zu verhindern.

Zusätzlich sollten Betroffene auf den Konsum von Alkohol und Zigaretten verzichten, während der Arbeit Bewegungspausen (aufstehen und sich strecken und bewegen) einlegen und leichte Schmerzmittel einnehmen.

Als natürliche Schmerzmittel gelten Melisse und Weidenrinde. Lassen Sie sich vor der Anwendung aber in jedem Falle in Ihrer Apotheke beraten

Schlafstörungen

Die häufigsten Schlafstörungen sind Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Um besser einzuschlafen, können folgende Tipps hilfreich sein:

Das Schlafzimmer sollte dunkel und still sein

Die Raumtemperatur sollte 18 Grad Celsius nicht überschreiten

Das Bett sollte rückenfreundlich und bequem sein

Vor dem zu Bettgehen kann noch ein kleiner Abendspaziergang eingelegt werden.

Das Abendessen sollte nicht zu viel und zu schwer sein

Das Trinken von Hopfentee oder heißer Milch sorgt für ein entspanntes Gefühl zum Einschlafen

Wenden Sie Entspannungstechniken an
Schlafmittel sollten nur in Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden

Burn-out

Ein Burn-Out ist die Endphase einer dauernden übermäßigen Stressbelastung. Der Körper ist ausgebrannt, völlig erschöpft, die Kraftreserven sind aufgebraucht. Betroffene benötigen dringend ärztliche und psychotherapeutische Hilfe.

Bore-out

Das Bore – Out betrifft Menschen, die entweder in ihrer Arbeit unterfordert sind oder die keine Arbeit haben.

Bore – Out Betroffene fühlen sich gelangweilt, nutzlos und sind zunehmend desinteressiert. Auch hier benötigen Betroffene dringend ärztliche und psychotherapeutische Hilfe.

Hörsturz und Tinnitus

Ein Hörsturz entsteht durch eine Durchblutungsstörung im Ohr, ein Tinnitus kann durch Durchblutungsstörungen und Gerinnungsstörungen, Gefäßleiden und Erkrankungen der Halswirbelsäule entstehen.

Da es durch Stress zu Verengungen von Gefäßen kommen kann, sind diese beiden Erkrankungen des Hörapparates auch oft mit Stress in Verbindung zu bringen.

Über die Behandlungsmöglichkeiten sollen Betroffene mit einem Hals-Nase-Ohren Arzt sprechen. Hier kann eine individuelle Therapie zusammengestellt werden.

Beitragsbild: pixabay.com – geralt

Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die sich in einem anhaltenden Stimmungstief zeigt.

Der Betroffen fühlt sich müde, erschöpft, mutlos oder nutzlos; er ist ohne akuten Grund von einer tiefen Traurigkeit erfüllt.

Zwar kennt jeder Mensch solche depressiven Episoden in seinem Leben – normalerweise sind sie jedoch eine Reaktion auf ein Ereignis und können konstruktiv verarbeitet werden, sobald das auslösende Ereignis überstanden ist (beispielsweise der Tod eines nahen Verwandten oder eine Trennung u.ä.).

Bei einer Depression jedoch verschwinden die Symptome nicht von selbst. Hier ist therapeutisch Hilfe dringend indiziert.

Ursachen

Eine Depression kann von den unterschiedlichsten Ereignissen ausgelöst werden. Sowohl körperliche Erkrankungen als auch Umwelteinflüsse können für eine Depression verantwortlich sein. Meist ist jedoch das Zusammenspiel von äußeren Einflüssen, genetischen.

Grundlagen Ursache für eine Depression

Verschiedenen Studien haben ergeben, dass ungefähr 30% der Betroffenen vor ihrer Erkrankung in einschneidenden Lebenssituationen standen. Dazu gehören neben dem Verlust eines geliebten Menschen auch die Berentung oder Pensionierung, die Geburt eines Kindes oder der Wechsel des Jobs oder Wohnorts. Die Betroffenen klagen häufig darüber, dass sie in dieser Zeit keinerlei oder kaum Unterstützung der Familie oder Freunde hatten.

Aber nicht nur neue Lebenssituationen, auch individuelle Eigenschaften wie ein ausgeprägter Perfektionismus oder überhöhte Selbstkritik und Leistungsorientierung können den Ausbruch einer Depression begünstigen.

Ein wesentlicher Faktor, der eine Depression auslösen kann, ist chronischer Stress, wie er heute oft bei ständiger Arbeitsüberlastung (aber auch Arbeitsunterlastung) vorkommt. Hierdurch wird das Stresshormon Cortisol vermehrt ausgeschüttet.

Diese Überkonzentration bedingt Verhaltensveränderungen wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Denk- und Konzentrationsstörungen, Libidoverlust, vermehrt auftretende Angstreaktionen.

Bestimmte Krankheiten gelten als Mitverursacher für Depressionen, darunter Schilddrüsenunterfunktionen und andere Hormonstörungen, Tumore oder Parkinson. Im Grunde ist eine Depression eine Fehlfunktion des Hirnstoffwechsels. Die Konzentration der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin ist gestört und so können Sinneseindrücke nicht mehr richtig verarbeitet werden.

Symptome einer Depression

  • Eine tiefe, innere Leere
  • Lustlosigkeit
  • Selbst einfachste Tätigkeiten werden als schwer empfunden
  • Bedeutungslosigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Hoffnungslosigkeit
  • Energieverlust
  • Verlust der Entschlusskraft
  • Vermehrte Angst
  • Gefühlslosigkeit („innere Taubheit“)
  • Selbstzweifel
  • Ein- und Durchschlafstörungen
  • Appetitlosigkeit
  • Verlust der Libido
  • Kopfschmerzen
  • Magen- und Darmbeschwerden

Weitere körperliche Symptome, die sich nicht auf eine körperliche Erkrankung zurückführen lassen.

Als besonders typisch gilt das psychische Tief am Morgen, das sich im Verlaufe des Tages bis zum Abend hin verbessert.

Bei der sogenannten bipolaren Depression (früher als manisch-depressive Erkrankung bezeichnet), findet ein ständiger Wechsel zwischen einer Hochstimmung (manische Phase) und extremen Stimmungstiefs (depressive Phase) statt. Dieser kann schnell aber auch schleichend verlaufen. In den depressiven Phasen leiden Patienten an den oben genannten Symptomen.

In der manischen Phase hingegen kommt es zu:

  • Übersteigerter Euphorie bis hin zu übersteigerter Gereiztheit und Aggressivität
  • Flüchtigen Gedanken
  • Starkem Redefluss
  • Konzentrationsschwächen
  • Selbstüberschätzung
  • Kontrollverlust (besonders bei Geldgeschäften, realistische Planungen sind nicht mehr möglich)
  • Wahnvorstellungen (Größenwahn oder Sendungsbewusstsein, Wahrnehmung von Stimmen oder Sinnestäuschungen)

Diagnose

Um eine Depression diagnostizieren zu können, muss sich zunächst der Betroffene eingestehen, dass er ggf. unter einer psychischen Erkrankung leidet; bis heute noch oft ein Taubthema.

Dabei ist die Depression neben dem Herzinfarkt und Krebsleiden eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland.

Je früher die Diagnose gestellt werden kann, umso höher sind die Chancen auf Heilung. Eine nicht behandelte chronische (mono- oder bipolare) Depression kann zu Suizid führen und hat einen negativen Einfluss auf mögliche andere körperliche Krankheiten.

Schulmedizinische Therapie

Meist wird eine Kombinationstherapie von psychotherapeutischen Verfahren und medikamentöser Behandlung (mit Antidepressiva) durchgeführt.

Da die Erkrankung von Mensch zu Mensch unterschiedliche Auslöser, Symptome und Auswirkungen hat, kann auch jeder Betroffene nur individuell behandelt werden; eine Standardtherapie gibt es nicht. Wird die Therapie jedoch frühzeitig eingeleitet, sind die Heilungs- oder zumindest Verbesserungschancen sehr gut.

Dabei muss jedoch immer berücksichtigt werden, dass Depressionen gewöhnlich in Phasen verlaufen, es also auch immer wieder zu Rückfällen kommen kann. Um eine Depression heilen oder zumindest verbessern zu können, benötigt man Geduld und professionelle Hilfe.

Tipps zu Selbsthilfe, wie man sie zu Hauf im Internet oder Zeitschriften finden kann („Lächeln Sie einfach zweimal am Tag“ oder „Machen Sie Dinge, die Ihnen gut tun“ und so weiter) sind für Menschen, die nicht nur gerade in einer leicht depressiven Phase stecken, sondern an einer Depression erkrankt sind, nicht sinnvoll. Denn könnten sie die Tipps befolgen, hätten sie keine Depression und die Tipps nicht nötig!!!

Daher sollte man, wenn man den Verdacht hat, an einer Depression zu leiden, immer ärztlichen Rat einholen. Das selbst gilt, wenn Sie vermuten, eine nahestehende Person könnte depressiv erkrankt sein.

Ob beispielsweise Entspannungsübungen oder ähnliches ergänzend zu den medikamentösen und psychotherapeutischen Therapieformen eingesetzt werden kann und sollten, sollte dort besprochen und unter therapeutischer Aufsicht erprobt werden.

Beitragsbild: pixabay.com – Sammy-Sander

„Burn-out“ – es handelt sich hier um 2 englische Worte, die einen Zustand des „Ausgebranntseins“ umschreiben. Ob es sich beim Burn-out um eine Krankheit handelt, ist noch umstritten. Psychologen und Alternativmediziner sehen den Burn-out als eine eigenständige Krankheit an. Die Schulmedizin dagegen konnte sich bislang dazu noch nicht durchringen. In der ICD (International Classification of Diseases) gilt der Burn-out ebenfalls nicht als Erkrankung.

Der Begriff des Burn-outs ist noch relativ jung. Er wurde 1974 von dem Psychoanalytiker Herbert Freudenberger geprägt. Bekannt wurde der Begriff dann im Zusammenhang mit der Managerkrankheit bzw. -stress. Nach und nach konnten die Burn-out-Spezialisten dann feststellen, dass ganz andere Berufsgruppen ebenfalls vom Burn-out-Syndrom betroffen sind. Im besonderen Maße sind die helfenden Berufe davon betroffen, wie Pflegeberufe, Ärzte, Heilpraktiker, Lehrer, Sozialarbeiter, Erzieher etc.

Denn in diesen Berufen sind Krankschreibungen, Arbeitsunfähigkeit und Frührenten besonders häufig zu finden. Hierbei handelt es sich aber nur um ein Symptom von einem Berg von Symptomen, wie sie beim Burn-out-Syndrom zu beobachten sind.

Eine andere Charakterisierung des Burn-out-Syndroms lautet: „Wer ausgebrannt ist, war zuvor entflammt“. Viele Betroffene waren vor ihrer Erkrankung tatsächlich so etwas wie „entflammt“. Sie gingen ihrer Arbeit mit Euphorie und Enthusiasmus nach. Sie zeigten einen hohen Identifikationsgrad an mit dem, was sie taten. All das ging dann im Laufe der Jahre verloren und wich einer unangenehmen Leere und Sinnlosigkeit. Später gesellten sich dann noch physische Veränderungen dazu, die den ganzen Krankheitsverlauf verschlimmerten.

Aber woran merke ich, dass ich dabei bin, in einen Burn-out abzudriften?

Typische Merkmale und Symptome

Beim Burn-out handelt es sich um ein Syndrom. Dies bedeutet medizinisch, dass hier ein Symptomenkomplex vorliegt, der für die Krankheit typisch ist und beim Burn-out zudem noch sehr zahlreich. Aber die Krankheit fängt nicht mit einer negativen organischen Veränderung an. Das macht die Interpretation und das Erkennen eines sich manifestierenden Burn-outs umso schwieriger.

Die Symptome lassen sich verschiedenen Bereichen zuordnen, wie den emotionalen, körperlichen und sozialen Ebenen. Dazu kommt, dass der Burn-out oft mit anderen, ähnlich gelagerten Erkrankungen zusammenfällt. Hierbei handelt es sich um das Chronic-Fatigue-Sydrom (CFS), Depressionen, Antriebslosigkeit usw.

Insgesamt lassen sich die Symptome in 4 Kategorien aufteilen: Emotionale, soziale, intellektuelle und körperliche Burn-out Symptome.

  1. Emotionale Symptome: Gefühl der inneren Leere, Hilflosigkeit, Ohnmacht, depressive Verstimmungen, Rückzug von Freunden, Verwandten, Familienmitgliedern etc. Hoher Frustrationslevel. Die täglichen Routinen werden zur Last. Hohe Reizbarkeit, Nörgelei, Ungeduld und Intoleranz sind immer Begleiter des Burn-outs. Man funktioniert nur noch „mechanisch“. Der Betroffene ist emotional kaum noch belastbar.
  2. Soziale Symptome: Die geringe emotionale Belastbarkeit und die Tendenz des Rückzugs von der Gesellschaft sind die ersten typischen Symptome, die auf sozialer Seite ihren Fortgang finden. Der Rückzug erfolgt in der Regel durch ein „Versumpfen“ in Fernsehn schauen, Computerspielen, übermäßiger Alkoholkonsum oder sogar Drogen. Bei Arbeit und Familie fällt es dem Betroffenen schwer, sich auf das Gespräch mit den jeweiligen Partnern, wie z. B. Arbeitskollegen, Kunden, Schüler, Patienten, Ehepartner usw. zu konzentrieren. Soziale Kontakte werden als belastend und unangenehm empfunden. Bei der Arbeit kommt es dann immer häufiger zu Fehlzeiten. Da die Konfliktfähigkeit weit herabgesetzt ist, kommt es in Konfliktsituationen oft zu übersteigerten Reaktionen. Eheprobleme werden immer stärker. Einen Freundeskreis gibt es nicht mehr.
  3. Intellektuelle Symptome: Die Schwierigkeiten, anderen zuzuhören und sich auf deren Ausführungen zu konzentrieren, beruhen auf einem hohen Maß an Konzentrationsstörungen. Daher kommt es zu einer vermehrten Unproduktivität und einer Neigung zu Tagträumen. Mit den Konzentrationsstörungen stellen sich auch Gedächtnisschwächen ein. Bei komplexen Aufgaben fühlt sich der Betroffene vollkommen überfordert. Der Dienst wird nur noch nach Vorschrift durchgeführt. Man ist initiativlos, minimalistisch, phantasielos und unflexibel. Man ist entscheidungsschwach und kann sich neuen Situationen nicht anpassen bzw. angemessen reagieren.
  4. Körperliche Symptome: Diese Symptome äußern sich in Schlafstörungen und häufigen Alpträumen. Müdigkeit, Erschöpfung, Energiemangel etc. sind dauerhafte Begleiter des Burn-out-Syndroms. Das mag paradox klingen. Denn auf emotionaler Ebene ist der Betroffene weder müde, noch ausgelaugt. Hier herrscht eine Art Hochbetrieb in Sachen Unruhe, Nervosität, Gereiztheit usw., die von dieser Ebene her ihren Beitrag zur Erschöpfung leisten. Dieses Szenario lässt den Betroffenen dann vermehrt zu Aufputschmitteln greifen. Aber auch andere Mittel sollen diesem ungemütlichen Szenario ein Ende bereiten. Dies sind dann Alkohol, Nikotin, Koffein, Drogen und Medikamente. Andere körperliche Symptome sind das verstärkte Auftreten von Verspannungen, die besonders die Hals- und Rückenmuskulatur betreffen. Kopf- und Rückenschmerzen sind damit vorprogrammiert und damit auch ein vermehrter Konsum an Schmerzmedikamenten. Besonders charakteristisch für das Burn-out-Syndrom ist die Schwächung des Immunsystems, was auf einer unphysiologischen Verschiebung des Hormonhaushalts beruht. Die Folge sind häufige Infektionserkrankungen. Beschwerden im Magen-Darm-Trakt sind ebenfalls häufig. Der Ruhepuls ist permanent erhöht und psychovegetativ-nervöse Probleme sind auch die Regel. Die Folge hiervon sind Reizungen und nervöse Ticks, aber auch sexuelle Probleme wie z. B. eine verringerte Libido.

Gute Symptome mit bösem Ende

Das Burn-out-Syndrom ist ein paradoxes Gebilde. Denn die typische Anfangssymptomatik zeichnet sich durch viele Charakteristika aus, die sich jeder wünscht. Diese positiven Merkmale sind Eigenschaften wie aktiv, dynamisch, ideenreich, zupackend, energetisch, engagiert usw.

Häufig arbeitet der Betroffene mehr als er muss. Er verzichtet auch auf Erholungsphasen, kann sich nie richtig entspannen. Er hat das Gefühl der Unentbehrlichkeit. Darum verzichtet er auf Urlaub und arbeitet auch am Wochenende und an Feiertagen. Persönliche Bedürfnisse und private Angelegenheiten spielen nur noch eine untergeordnete Rolle.

Hier kommt der Einstieg für die soziale Entfremdung, da der Betroffene nie Zeit für andere hat. Der Prozess der sozialen Entfremdung erfolgt von außen nach innen. Zuerst leidet der Kontakt zu Arbeitskollegen, dann folgen Freunde, Bekannte, Nachbarn, Verwandte und zum Schluss die Familienmitglieder.

Bei der Arbeit zeigt der Betroffene die Tendenz, die Kollegen abzuwerten, um sich selbst ins beste Licht zu stellen. Der Beruf ist zum Lebensinhalt geworden, mit all seinen Konsequenzen. Man lebt nur noch, um zu arbeiten. Andere, die nicht betroffen sind, arbeiten nur, um zu leben.

Dieser paradox anmutende Beginn eines Burn-outs mag jetzt manchen auf die Idee bringen, dass viele der positiven Charakteristika auch auf ihn oder sie zutreffen. Sind dies dann alle Kandidaten für den Burn-out? Ja und nein. Sie sind es dann, wenn die positiven Eigenschaften extrem und übertrieben praktiziert werden, quasi also des Guten zu viel betrieben wird. Die positiven Eigenschaften werden überstrapaziert.

Der Betroffene weiß nicht mit ihnen sparsam und effektiv umzugehen. Die Folge ist die komplette Verausgabung nach einer gewissen Zeit. Wenn diese Verausgabung eingetreten ist, beginnt sich das Blatt zu wenden. Von daher ist bei einer Diagnose besonders wichtig, diese Frühphase auf übertriebenen Arbeitseifer mit all seinen Folgen abzuchecken.

Wenn die Eigenschaften hier zu positiv ausfallen, dann handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um einen Burn-out. Befindet sich der Betroffene noch in dieser Frühphase, dann kann noch prophylaktisch eingegriffen werden und der Burn-out verhindert werden.

Ursachen für einen Burn-out

Berufliche und gesellschaftliche Anforderungen sind inzwischen so hoch, dass fast 15 Prozent der Bevölkerung unter einem Burn-out-Syndrom leidet oder sich auf dem Weg dahin befindet. Aber es sind nicht nur die beruflichen und gesellschaftlichen Anforderungen, die uns in den Burn-out treiben. Eine wichtige Rolle spielt auch die individuelle Widerstandsfähigkeit (Resilienz).

Persönlich ungünstige Eigenschaften können diese Resilienz signifikant mindern. Ein typisches Beispiel hierfür ist der Perfektionismus. Der Perfektionist hat immer zu hohe Ziele, die er nie erreichen kann. Kompromisse will er nicht eingehen. Somit häufen sich Hindernisse und Widerstand. Diese aber entfernen ihn nur noch mehr von seine Zielen. Resultat: Hohe Frustrationslevel.

Eine weitere persönliche Eigenschaft, die eng mit dem Burn-out-Syndrom assoziiert ist, ist das Helfersyndrom. Die Psychologie lehrt uns, dass das Helfersyndrom eine Kompensation für versagte Zuwendung in der eigenen Kindheit ist. Man kompensiert, indem man sich besonders stark in soziale Aktivitäten stürzt und hineinsteigert.

Der Helfer liefert immer die Art und Menge an Hilfe und Zuwendung ab, die er für sich eigentlich gewünscht hatte. Das Selbstwertgefühl dieser Helfer ist meist sehr labil. Eine Stabilisierung dieses wackeligen Selbstwertgefühls erhoffen sie sich dann durch eine konsequente Hingabe an übergeordnete Ziele und Ideale.

Damit treten die weiter oben beschriebenen persönlichen Bedürfnisse wieder einmal in den Hintergrund. Diese Hingabe erwartet natürlich auch einen gewissen „Lohn“. Der besteht in der Dankbarkeit und Zuneigung seitens der Hilfsempfänger. Bleibt diese Dankbarkeit aber aus oder wird die „unermüdliche“ Hingabe nicht bemerkt, dann kommt es zum alten Spielchen: Hohe Frustrationslevel und ein Selbstwertgefühl auf dem absoluten „Gefrierpunkt“.

Neurotizismus ist ein häufiges Begleitsymptom beim Helfersyndrom, bedingt durch das labile Selbstwertgefühl. Personen mit Neurotizismus sind in der Regel über alle Maßen besorgt und haben eine Neigung zu Depressionen. Sie sind häufig ängstlich, fühlen sich grundlos schuldig und haben eine Neigung zur Zwanghaftigkeit. Der Frustrationslevel ist hier besonders hoch.

Eine weitere persönliche Eigenschaft, die einen Burn-out provoziert, ist der krankhafte Ehrgeiz. Auch hier ist die Basis ein marodes Selbstwertgefühl. Das wird aber nach Außen hin übertüncht durch ein künstlich übersteigertes Selbstwertgefühl. Diese „Tünche“ sind in der Regel berufliche Leistungen und Erfolge, die immer wieder reproduziert werden müssen.

Denn ohne deren Reproduktion würde auch das wahre, wackelige Selbstwertgefühl kollabieren. Daher sind diese Leute geradezu krankhaft zum Erfolg „verdammt“. Ursachen für den krankhaften Ehrgeiz sind oft das Elternhaus bzw. die frühkindliche Erziehung.

Hier wurde die Zuneigung und Liebe der Eltern davon abhängig gemacht, welche Leistungen das Kind in der Schule, im Sportverein etc. mit nach Hause brachte. Für den Ehrgeizigen ist der Erfolg alles. Bleibt er aus, dann ist das das Ende der Welt. Diese Zeitgenossen sind keine besonders angenehme Kollegen in der Arbeitswelt.

Ein weiterer Punkt im Ursachenpuzzle ist der ewige Ja-Sager. Dies ist ein Mensch, der einfach nicht in der Lage ist, auch mal „nein“ zu sagen. Sie trauen sich nicht, anderen ihre Grenzen aufzuzeigen. Das Resultat ist, dass sie über Gebühr strapaziert und ausgenutzt werden, denn sie wollen es jedem recht machen. Irgendwann ist auch hier die Batterie leer.

ADHS und Burn-out-Syndrom sind besonders eng verschwistert. Denn auch hier wollen die Betroffenen durch ihre Arbeit Zuwendung und Anerkennung erfahren. Doch die Entlohnung erfolgt nicht auf psychologischer Ebene. Dazu kommt noch, dass es diesen Personen schwer fällt, persönliche Kontakte über die eigene Persönlichkeit zu knüpfen. Damit ist das Ziel Anerkennung häufig in weite Ferne gerückt und der Frustrationslevel übermäßig hoch.

Neben diesen persönlichen Ursachen gibt es natürlich auch die klassischen sozialen Ursachen. Arbeitsüberlastung, Probleme mit dem Chef und/oder Arbeitskollegen, Mobbing, schlechte Arbeitsbedingungen, schlechtes Betriebsklima, langweilige Arbeitsvorgänge, falsche Erwartungen an eine neue Arbeit etc. sind auf lange Sicht gesehen besonders gut geeignet, den Frustrationslevel so hochzuschrauben, dass der Betroffene langsam und vor allem sicher in ein Burn-out abgleitet.

Wenn dann noch eine oder mehrere persönliche Komponenten (siehe oben) dazu kommen, dann ist der Burn-out so gut wie sicher. Aber der Burn-out ist nicht nur auf die Frustrationsebene beschränkt. Neben dieser wichtigen psychologischen Komponente gibt es auch einen physischen Burn-out. Dieser beruht in der Regel auf Arbeiten, die den Körper des Betroffenen übermäßig stark in Anspruch nehmen.

Dies sind z. B. Schichtdienste im Krankenhaus, wo auch nachts gearbeitet werden muss. Dieser häufige Wechsel des Schlaf-Wach-Rhythmus ist eine erhebliche physische Belastung. Einseitige Arbeitsvorgänge führen zur Beeinträchtigung der Gesundheit.

Auch hier wird der Boden für einen Burn-out vorbereitet. Somit ist körperlicher Stress im Verbund mit emotionaler Frustration ein perfekter Wegbereiter für den Burn-out. Kommen dann noch Familienprobleme dazu, dann ergibt sich eine schier hoffnungslose und ausweglose Situation.

Aber auch die Gesellschaft bietet eine Reihe von Ursachen für die Entwicklung eines Burn-out-Syndroms. Die Gesellschaft stellt hohe Anforderungen an den Einzelnen im Beruf und als Mitglied. Man hat kaum noch für sich selbst ein wenig Zeit. Die Zeit für die eigene Familie ist auch viel zu knapp.

Für Freunde und Aktivitäten mit diesen bzw. der Familie hat man auch viel zu wenig Zeit. Resultat: Kaum Freunde, sich mehrende Familienprobleme, Zerfall der Familie und Verlust der Freunde. In der Gesellschaft zählen nur Resultate. Familie und Freunde sind reine Privatsache und haben keinen Stellenwert.

Das Leistungstier Mensch wird nur nach seiner Leistungsfähigkeit beurteilt. Wenn diese Fähigkeit aus irgend welchen Gründen eingeschränkt ist, dann bleiben alle die Vorzüge, die man bislang genossen hat, aus. Scheitert dann auch noch die Beziehung zum Lebenspartner, dann ist der Boden für den „Marsch“ ins Burn-out geebnet bzw. hat schon begonnen.

Auch die gesellschaftlichen Normen und Wertvorstellungen tragen ihr Übriges dazu bei. Früher wurden persönliche und gesellschaftliche Probleme durch religiöse Interpretationen „erträglicher“. So war berufliches und privates Scheitern gottgewollt und eine „Prüfung“. Heute hat für viele der alte Mann in den Wolken ausgedient.

Damit wird man für sein Scheitern selbst verantwortlich gemacht, was das Selbstwertgefühl zersetzt und auch noch den letzten Trost raubt. Und da der Bezug zur eigenen Natürlichkeit oft verloren gegangen ist, führt der Betroffene ein sinnentleertes Leben, die „Vorhölle“ zum Burn-out-Leben.
Die wichtigste physiologische Ursache für die Entwicklung ist emotionaler und körperlicher Dauer-Stress.

Wir hatten schon die permanente Frustration als eine solche Form kennengelernt. Unter Stress kommt es zu einer körperlichen Reaktion: Katecholamine werden ausgeschüttet, die Herzfrequenz erhöht sich, der Blutdruck wird erhöht, der gesamte Organismus schaltet auf eine Alarmsituation. Für eine echte physische Bedrohung sind diese Vorgänge von außerordentlicher Wichtigkeit.

Als Dauerzustand jedoch wirken sie physiologisch zerstörerisch. Denn die erhöhten Katecholamine setzen eine Kaskade an Wirkungen frei. Sie bewirken eine vermehrte Freisetzung von Glukose aus den Glukosespeichern und damit indirekt eine Erhöhung von Insulinspiegeln. Insulin wirkt nicht nur blutzuckersenkend, sondern auch als Wachstumshormon.

Wenn also durch Dauerstress permanent erhöhte Insulinspiegel vorliegen, kommt es über diesen Mechanismus im Verein mit erhöhten Blutdruckwerten zu Schädigungen der Blutgefäße. Zudem kommt es zu einer Erhöhung des Stresshormons Cortisol.

Eine wichtige Eigenschaft dieses Hormons ist das Abbremsen des Immunsystems. Man kann diese Eigenschaft als Ursache für die Tatsache ansehen, dass ein vom Burn-out Betroffener in der Regel ein schwaches Immunsystem aufweist, verbunden mit einer erhöhten Infektionsanfälligkeit.

Diagnose

Viele der Betroffenen merken zuerst gar nicht, dass sie in einen Burn-out schlittern. Wenn dann depressive Verstimmungen auftreten, wird oft die Schulmedizin zu Rate gezogen, die dann die entsprechenden Medikamente zum Einsatz bringt, die aber mit der Ursache nichts zu tun haben. Da die symptomatische Therapie aber zum Scheitern verurteilt ist, beschert dieser Weg dem Betroffenen ein weiteres Negativ-Erlebnis – ein weiteres Puzzleteilchen auf dem Weg in den Burn-out.

Die Diagnose des Burn-outs ist deshalb so problematisch, da die Krankengeschichte mit absolut positiven Symptomen beginnt. Denn wenn man agil, aufopfernd, dynamisch etc. ist, dann findet dies allgemeine Anerkennung. Aus diesem Grund zumindest legt der Betroffene ja dieses Verhalten an den Tag.

Aber Diagnosen schauen in der Regel nur auf die negativen Symptome. Von daher wird das Burn-out-Syndrom nur zu oft mit einem CFS verwechselt, da es ungewöhnlich ist, dass positive Eigenschaften Symptome für Desaster sind. Von daher muss die Diagnose diese ungewöhnliche Tatsache mit berücksichtigen. Auf diese Weise können Betroffene in der Frühphase identifiziert werden.

Da der Prozess in der Praxis nicht so einfach zu praktizieren ist, muss ein Burn-out-Syndrom per Ausschlussdiagnostik abgeklärt werden. Dies beinhaltet Familien- und Sozialanamnese. Weitere wichtige Fragen sind die nach der beruflichen Orientierung, Lebensführung, Genussmittelgewohnheiten, Ernährungsgewohnheiten, Medikation, frühere und gegenwärtige Erkrankungen und die seiner Angehörigen usw.

Oft tauchen hier schon Ungereimtheiten auf. Vor allem lassen sich hier schon psychische und physische Überforderung in Arbeit, sozialem Umfeld und Familie identifizieren. An diesem Punkt kann dann schon mit einer Therapie begonnen werden.

Da die Bedingungen derartig komplex sind, werden die meisten Schulmediziner in der Regel überfordert sein, hier die korrekte Diagnose zu stellen. Eine symptomatische Therapie mit Antidepressiva, Antihypertensiva, Schmerzmedikamenten etc. wird keine Lösung darstellen. Sie vergeuden wertvolle Zeit, ohne das Problem zu erfassen. Die Folge wird eine nachhaltige Verschlechterung des Zustands sein und letztendlich ein manifester Burn-out.

Für die Praxis gibt es inzwischen eine Reihe von Diagnoseverfahren, wie z. B. das Maslach Burn-out Inventory (MBI). Hier handelt es sich um einen Fragebogen, der mit so wenig wie möglichen Fragen versucht, eine vollständige Anamnese zu erheben. Inzwischen liegt eine überarbeitete Version vor.

Eine andere Diagnoseversion ist die Überdrussskala von den Burn-out-Experten Pines et al., bei der körperliche, geistige und emotionale Erschöpfung beurteilt werden.

Die SBS-HP (Staff Burnout Scale of Health Professionals nach Jones) wurde von einem weiteren Burn-out-Experten, J.W. Jones, entwickelt. Dies ist ein Test für „Kandidaten“, die im Gesundheitswesen arbeiten. Dieser Test untersucht die 4 klassischen Burn-out-Parameter, interpersonelle und psychische Konflikte, Probleme und Spannungen bei der Arbeit, gesundheitliche Probleme und inadäquate Beziehungen zu Arbeitskollegen, Familie, Freuden etc.
Inzwischen gibt es auch einen Online-Test (http://www.imedo.de/infocenter/burnout/burnouttest#infocenter).

Dieser Test ist jedoch, wie die meisten Online-Tests, zu allgemein gehalten, als dass er von diagnostischer Relevanz wäre. Er kann aber Tendenzen aufzeigen, die den Betroffenen auf die Möglichkeit einer Entwicklung in Richtung Burn-out aufmerksam machen. Ein Ersatz für eine professionelle Diagnose kann dieser Test nicht bieten.

CFS – das Chronic-Fatigue-Syndrom

CFS und Burn-out-Syndrom haben viel gemeinsam. Man kann sogar sagen, dass eine erhebliche Zahl an Symptomen für beide Syndrome identisch sind. So kann ein CFS umschlagen bzw. weiterführen in ein Burn-out-Syndrom.

Denn bei beiden Formen liegt ein permanenter Überforderungs- und Erschöpfungszustand vor. Von daher kann bei einem Burn-out-Syndrom auch gleichzeitig ein CFS vorliegen. CFS wird definiert als ein „Erschöpfungszustand, der länger als 6 Monate anhält, der sich durch Ruhe nicht verbessert und die Lebensqualität signifikant heruntersetzt“.

Die wichtigsten Symptome des CFS sind Permanente Erschöpfung, Konzentrationsstörungen und Aussetzen des Kurzzeitgedächtnisses, Muskelverspannungen mit Schmerzen in den betroffenen Arealen, Lymphknotenschwellungen an Hals und Achseln, Rheuma-artige Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Zustandsverschlechterung nach Belastungen, mental und körperlich.

Der elementare Unterschied zwischen CFS und Burn-out-Syndrom stellt die Funktion des Immunsystems dar. Beim Burn-out-Syndrom ist das Immunsystem geschwächt. Beim CFS ist es überdurchschnittlich aktiviert. Dies zeigt sich in einer signifikanten Erhöhung von T- und B-Lymphozyten, einer Exprimierung von Interleukin-2-Rezeptoren und einer verstärkten Ausschüttung von Zytokinen. Man nimmt an, dass die hohen Konzentrationen an Zytokinen mit beteiligt sind an der Entwicklung des CFS.

Diese maßgeblichen Unterschiede müssen bei der Diagnose Berücksichtigung finden, um das Krankheitsbild zu vervollständigen.
Phasen der Entwicklung eines Burn-out-Syndroms
Es gibt eine Reihe von Erklärungsversuchen, wie sich ein Burn-out-Syndrom über welchen Zeitraum entwickelt.

Diese alle hier aufzuführen, würde den Rahmen des Zumutbaren sprengen. Inzwischen scheint es aber für alle Alternativen einen gemeinsamen Nenner zu geben, den ich hier kurz skizzieren möchte.

Phase 1:

Dies ist die Phase der positiven Symptomatik. Der Betroffene hat berufliche und/oder gesellschaftliche Ambitionen, bei der Realität und Traum weit auseinanderklaffen. Daher setzt er sich freiwillig unter Erfüllungsstress, um seine hohen Ziele zu erreichen. Da die Ziele unrealistisch sind, ist die Saat für einen Burn-out gelegt.

Phase 2:

Erste Folgen des Selbstzwangs: Man arbeitet deutlich mehr als jeder andere, durchläuft Seminare, berufliche Fortbildungen etc., arbeitet am Wochenende und Feiertagen usw. Die Vorgesetzten werden aufmerksam und honorieren den Eifer. Gleichzeitig erhält man mehr Verantwortung und vor allem mehr Arbeit. Der Betroffene glaubt sich auf dem richtigen Weg zum Erfolg.

Phase 3:

Die Arbeitsbelastung wächst unaufhörlich. Die Zeit für Freunde und Familie wird weniger. Der freiwillige Zwang diktiert nun, was wichtig ist und was nicht. Arbeit ist das Ein und Alles. Persönliche Angelegenheiten beginnen an Wichtigkeit abzunehmen. Von der Umwelt wird dies noch toleriert, da man einen erfolgreichen Lebenspartner, Freund usw. haben möchte. Von daher kommen auch aus dieser Richtung verstärkende und bestätigende Signale. Die eigenen Bedürfnisse sind inzwischen dem Erfolgsbedürfnis gewichen.

Phase 4:

Inzwischen beginnt die Belastung Überhand zu nehmen. Die körperlichen Reserven beginnen zu versiegen. Dies interpretiert der Betroffene als einen persönlichen Mangel und investiert noch mehr Energien in sein Tun. Er weicht Konflikten aus, um Energien zu sparen. Er hat auch keine Lust mehr auf private Kontakte, da sie zu energieraubend sind. Die Entfremdung vom sozialen Umfeld hat begonnen.

Phase 5:

Das soziale Umfeld hat aufgehört zu existieren. Die eigenen beruflichen Ziele sind der einzige Lebensinhalt. Alte Werte gelten auch nichts mehr. Arbeit ist das Leben. Das eigentliche hochgesteckte Ziel beginnt sich zu verflüchtigen, da es auch keine Zeit mehr gibt, darüber nachzudenken, wie es zu erreichen wäre.

Phase 6:

Die ersten körperlichen Konsequenzen stellen sich ein. Ermüdungserscheinungen werden aber vom Betroffenen nur als ein zeitlich begrenztes Phänomen interpretiert oder ignoriert. Daher sind Ausruhen, Abschalten, Erholung keine Alternative. Körperliche Probleme, wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Rückenschmerzen etc., werden mit Medikamenten „geheilt“.

Eine ursächliche Therapie kommt aus 2 Gründen nicht in Frage: 1. hat der Betroffene keine Zeit dafür und 2. kennt er die eigentliche Ursache überhaupt nicht. Der Zwang zur „Leistungsschlacht“ hat inzwischen alle physischen und psychischen Bedürfnisse beseitigt. Der Traum von einst hat auch aufgehört, zu existieren.

Phase 7:

Die Krise naht. Die vorausgegangenen Verhaltensweisen fordern ihren Tribut. Der Raubbau an psychischen und körperlichen Ressourcen ist nicht mehr aufrecht zu halten. Die gesundheitlichen Probleme nehmen zu. Die Leistungsfähigkeit nimmt rapide ab. Dies ist der Zeitpunkt, wo der Betroffene sein schlimmster Kritiker wird.

Er macht sich selbst verantwortlich für seine mangelnde Leistungsfähigkeit. Die ersten Schritte werden eminent für einen Rückzug von der einst so geliebten Arbeit. Der Verlust der Leistungsfähigkeit ist der Wendepunkt in ein Abgleiten in den Burn-out.

Phase 8:

Der Wille zur Leistung ist immer noch präsent, sogar oft mehr als zuvor. Der gleichzeitige Rückzug von der Arbeitsumwelt erfolgt dadurch, dass man nur noch zu Zeiten arbeitet, wo Kollegen nicht zugegen sind, falls das möglich ist. Oder aber man ignoriert diese und „verkriecht“ sich „in seine Ecke“.

Es werden Vermeidungsstrategien entwickelt, die noch mehr Energien rauben als zuvor. Der Burn-out ist in diesem Stadium fast nicht mehr aufzuhalten. Denn auch die Qualität der Arbeit leidet unter dem Energieverlust.

Und das bleibt den Vorgesetzten und Kollegen nicht verborgen. Daraus resultierende Konflikte werden durch aggressives Verhalten beantwortet. Der Betroffene isoliert sich immer mehr. Die erhoffte Anerkennung bleibt aus, was zum Dauerfrust ausufert.

Phase 9:

Die Batterien geben nichts mehr her. Die Energiereserven sind verbraucht. Der Burn-out befindet sich in seiner „Blüte-Phase“. Was bleibt, sind Frustration, Desillusionierung, Enttäuschung, Isolation usw. Die Depressionen nehmen dramatisch zu.

Die eigene Persönlichkeit scheint es nicht mehr zu geben. Sein soziales Umfeld existiert auch nicht mehr, da er diese zugunsten seiner Arbeit selbst aufgegeben hat. Sein alter Traum ist auch nicht mehr zu erreichen. Damit hat er alles verloren. Die Einsicht, total versagt zu haben, lassen düstere Gedanken aufkommen. Dies ist die Zeit für professionelle Hilfe, oder…

Phase 10:

Der Betroffene hat keinerlei Antrieb mehr, ist vollkommen gleichgültig allem gegenüber. Es existiert eine innere Leere. Die körperliche Hinfälligkeit ist ebenfalls evident. Physische Probleme nehmen signifikant zu.

Phase 11:

Depressionen sind nun ständiger Begleiter. Selbstmordgedanken sind ebenfalls gehäuft zu finden. Der Betroffene wird verhaltensauffällig, sogar für Leute, die ihn nicht persönlich kennen.

Phase 12 :

Hier handelt es sich um eine Phase, in die die meisten Betroffenen nicht gelangen. Dies ist die Phase des kompletten seelischen und körperlichen Bankrotts. Es ist ein Endstadium, dass ohne professionelle Hilfe nicht mehr verlassen werden kann.

Beitragsbild: 123rf.com – Katarzyna Bialasiewicz

Bei Belastungsstörungen unterscheidet man die posttraumatische Belastungsstörung und die akute Belastungsstörung.

Beide Störungen sind Unterkategorien der Angststörungen, so wie beispielsweise Panikattacken und die generalisierte Angststörung.

Sowohl die posttraumatische als auch die akute Belastungsstörung werden durch ein erlebtes Trauma ausgelöst, in dem der/die Betroffene sich einer unfassbaren Lebenssituation entgegengesehen hat und das entweder das eigene oder das Leben eines anderen betroffen hat.

Belastungsstörungen sind Reaktionen der Psyche auf Unfassbares (Naturkatastrophen, Kriege, Vergewaltigungen, Gewaltverbrechen, Mord und ähnliches).

Der/die Betroffene durchlebt nach dem Ereignis dieses immer wieder, und erlebt dabei auch die gleichen Gefühle wie Hilflosigkeit, Entsetzen und/oder ungeheure Angst.

Der Organismus versucht so, das Erlebte zu verarbeiten; da es aber zu schrecklich war, macht er immer wieder erneute Versuche, sobald er durch einen Stimulus daran erinnert wird. Daher versucht der/die Betroffene, die Stimuli, die mit dem erlebten Trauma zusammenhängen, so weit möglich zu vermeiden, da die ständige Konfrontation mit dem Erlebten nur sehr schwer zu ertragen ist.

Der/die Betroffene bekommt zunehmend das Gefühl, auch der Belastungsstörung hilflos ausgeliefert zu sein.

Symptome

Während bei einer posttraumatische Belastungsstörung die Folgen manchmal erst Monate oder Jahre nach dem Erlebten auftreten, beginnen die Symptome der akuten Belastungsstörung innerhalb von vier Wochen nach dem Trauma und hält mindestens zwei, maximal vier Wochen an. Das Hauptsymptom einer posttraumatischen Belastungsstörung ist eine hochgradige Teilnahmslosigkeit; der/die Betroffene versucht so, sich der eigenen Gefühlswelt zu entziehen.

In manchen Fällen tritt in Folge einer posttraumatischen Belastungsstörung eine Depression auf. Jedoch kann sich eine Depression auch unabhängig von der Belastungsstörung entwickeln oder schon bestanden haben, bevor ein Trauma die posttraumatische Belastungsstörung auslöste.

Eine akute Belastungsstörung zeigt sich hingegen an mindestens drei oder mehr der folgenden dissoziativen (Bewusstsein, Identität, Gedächtnis und Wahrnehmung betreffenden) Symptomen:

  • Rückzug oder emotionale Stumpfheit
  • Gefühl der Betäubung
  • Verringerte Wahrnehmung der Umgebung( zum Beispiel Benommenheit)
  • Gefühl, dass die Dinge unwichtig sind
  • Amnesie (Gedächtnisverlust) für wichtigste Details des Traumas

Therapie

Eine posttraumatische Belastungsstörung, die länger als drei Monate andauert, muss als chronisch bezeichnet werden. Bleibt diese unbehandelt, schwächt sie sich zwar wieder ab, verschwindet aber nicht vollständig.

Betroffene einer posttraumatischen Belastungsstörung können schwere Beeinträchtigungen davontragen. Die Therapie einer posttraumatischen Belastungsstörung umfasst Pharmakotherapie, Verhaltenstherapie und Psychotherapie.

In der Verhaltenstherapie soll der/die Betroffene lernen, Situationen, die ein Wiedererleben des Traumas auslösen könne, aktiv zu begegnen. So können sie wieder erlernen, dass die Stimuli meistens nicht so gefährlich sind und die erlebte Situation einzigartig war.

Da die Angst meist sehr groß und in vielen Fällen noch von Schuldgefühlen (zum Beispiel der so genannten „Überlebensschuld“ – ich habe die Situation überlebt, andere sind dabei gestorben) ist, sollte die Verhaltenstherapie psychotherapeutisch und ggf. medikamentös unterstützt werden.

Bei einer akuten Belastungsstörung erholen sich viele Betroffene, sobald sie aus der belastenden Situation genommen werden und ihnen entsprechende Hilfe zuteilwird. Dies kann in Form von Verständnis, Empathie für die Beklemmung und die Möglichkeit, über das Geschehene und ihre Reaktionen darauf zu berichten, geschehen. Manchen hilft es, über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Medikamente, die den Schlaf fördern können angebracht sein, andere Medikamente sind eher nicht indiziert, da sie den normalen Gesundungsprozess beeinträchtigen könnten.

Beitragsbild: pixabay.com – Anemone123

Dies beschreibt wohl am treffendsten die Bipolare Störung

Kein Geringerer als Winston Churchill litt auch unter dem „black dog“, wie er selbst seine depressiven Verstimmungen nannte. Menschen, die von der bipolaren Störung betroffen sind, zeichnen sich dadurch aus, dass sie andere Menschen geradezu magisch anziehen und zugleich wieder vehement abstoßen. Die BPS ist eine schwerwiegende, meistens chronisch verlaufende psychische Erkrankung. Kennen vielleicht auch Sie so einen (meistens) charismatischen Typen?

Auf Englisch heißt die „Posttraumatische Belastungsstörung“ – post traumatic stress disorder (PTBS). Wie der Name schon sagt, wird sie meistens durch ein traumatisches Ereignis ausgelöst, allerdings nicht unbedingt unmittelbar danach, sondern oftmals erst nach einiger Zeit. Bis das ganze Ausmaß der psychosomatischen Erkrankung erkennbar wird, können sogar sechs Monate und mehr vergehen.

Eine BPS ist durch starke Stimmungsschwankungen und manisch-depressive Phasen gekennzeichnet. Die Krankheit ist aber schwer einzugrenzen. Dies zeigt auch ihre Klassifizierung in der ICD-10. Es handelt sich dabei um die von der WHO eingeführte internationale statistische Klassifikation der Krankheiten. Allein bei der affektiven bipolaren Störung mit dem Code F31 werden darin zehn Unterformen aufgeführt (F31.0 bis F31.9).

Eine bipolare Störung stellt eine große Beeinträchtigung dar, sowohl für den Betroffenen als auch für seine Mitmenschen. Wie oben bereits erwähnt verfügen die Betroffenen oft über ein überaus beeindruckendes Charisma, mit dem sie ihre Mitmenschen zugleich bezaubern und manipulieren. Während eines Stimmungshochs können diese Menschen ein echtes Erlebnis sein, doch in der Phase des Tiefs verletzen die Betroffenen ihre Freunde, igeln sich ein und brechen alle Brücken ab.

Obwohl sich viele der Betroffenen ihres psychischen Problems durchaus bewusst sind, ist die BPS nicht heilbar und endet oft genug im Suizid. Statistisch gesehen versucht jeder vierte Erkrankte mindestens einmal, sich umzubringen. Da es praktisch keine Heilung gibt, muss der Betroffene lernen, mit der Krankheit zu leben und damit umzugehen. Die Rückfallquote nach stationärem Klinikaufenthalt liegt immerhin zwischen 28 und 44 Prozent.

Manie versus Depression

In der folgenden Tabelle soll versucht werden, kennzeichnende Unterschiede zwischen manischen und depressiven Phasen herauszuarbeiten. Dabei sind allerdings auch Mischzustände möglich.

Manie

Depression

himmelhoch jauchzend, zugleich stark gereizt extrem trübselig und gedrückt, geradezu apatisch
stark euphorisch, nach außen als Lebensfreude ausgedrückt gehemmtes Gefühlsleben, Abstumpfung, Angstzustände und Pessimismus
total aufgedrehtes Verhalten beim Denken und Sprechen, was von sehr nervösen Bewegungen begleitet ist alles findet extrem verlangsamt und träge statt
ausgeprägtes, geradezu hemmungsloses Kontaktbedürfnis, leichtsinnig, impulsiv bis aggressiv totaler Rückzug in die private Isolation
extrem unternehmungslustig ohne jegliche Lust und Freude
hochgradige Kreativität Keine Idee und „null Bock“
kaum ein Schlafbedürfnis entweder Schlafstörungen oder viel zu lange Schlafphasen mit ausgeprägtem morgendlichen Stimmungstief
grenzenloses Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein Selbstzweifel, Mutlosigkeit, Schuldgefühle und Selbstmordgedanken

Keine einfache Diagnose

Es sind Meister der Täuschung und Selbsttäuschung. Da sie nur zu ihrem Stimmungshoch mit ihrer Umwelt kommunizieren, lässt sich ihre psychische Störung anfangs kaum ausmachen. In aller Regel dauert es mindestens fünf Jahre, bis ein Facharzt überhaupt eine entsprechende Diagnose stellen kann, wobei sich immer wieder zeigt, dass die Entwicklung der BPS schon während der Kindheit oder im jugendlichen Alter ihren Anfang nahm.

Nicht selten leiden auch die Mütter dieser Kinder an einer psychischen Störung. Inzwischen hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass hierbei genetische Ursachen eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Bestätigt wird dies zum Beispiel durch eine Studie aus dem Jahre 2003, in die Untersuchungsergebnisse von 67 Zwillingspaaren mit BPS einflossen.

Wie lassen sich bipolare Störungen schon bei Kindern erkennen?

Nun sind ja Stimmungsschwankungen bei Kindern durchaus als normal anzusehen. Wenn ausgeprägte Stimmungsschwankungen bei einem Kind tage- oder wochenlang andauern und überdies ein deutlicher Mangel an Freundschaften besteht, sollten Eltern aufhorchen. Falls also Gründe zu einer solchen Vermutung bestehen, sollten Sie einen Termin mit einem Facharzt für Kinderpsychiatrie vereinbaren.

Typische BPS-Symptome im Vergleich

Menschen mit einer bipolaren Störung schwanken immer wieder zwischen Manie und Depression. Die Phasen der sogenannten Hypomanie gehören zu den manischen Episoden, die aber kaum ausgeprägt sind. Dennoch wirken die Betroffenen auf Außenstehende als sehr glücklich.

Eine Psychose ist im Vergleich dazu etwas einfacher auszumachen. Hierbei lügt sich der Erkrankte gern in die eigene Tasche und fällt ebenfalls durch übertriebene Selbstüberschätzung auf. Häufig geht es um Verfolgungswahn oder andere Wahngedanken und Halluzinationen. Vor allem während der psychotischen Episode ist der Kranke aggressiv und neigt zu Wutausbrüchen.

Oftmals bestehen gleich mehrere Störungen parallel

Gerade bei Kindern ist die BPS oftmals mit einer Aufmerksamkeitsdefizitstörung verbunden. Bei den Erwachsenen treten eher Egomanie und Narzissmus hinzu, was in Summe eine Gefahr für Angehörige, Bekannte und Freunde bedeuten kann. Dazu sollte man wissen, dass Narzissten eigentlich über ein viel zu geringes Selbstwertgefühl verfügen, was sie meinen, auf Kosten anderer ausgleichen zu müssen.

Suchtverhalten ist fast die Regel

Menschen mit BPS neigen zu übermäßigen, manchmal exzessiven Alkoholkonsum, obwohl sie nicht unbedingt eine körperliche Abhängigkeit entwickeln. Sexsucht wird allerdings nicht so häufig wahrgenommen, wenngleich manische Episoden diesbezüglich durchaus mit risikoreichem Verhalten einhergehen.

Unterscheidungsmerkmale zu anderen psychischen Störungen

Anders als bei der generalisierten Angststörung gibt es bei der PTBS ein Trauma als realen Hintergrund für die Panikattacken. Halluzinationen sind typisch für eine Schizophrenie beziehungsweise schizoaffektive Störung. Ein einmaliger „psychischer Ausrutscher“ ist die schizoaffektive Störung, während für die (bizarre) Schizophrenie ein chronischer Verlauf typisch ist.

Dennoch sind Halluzinationen bei Menschen mit BPS nicht einmal selten, aber die Betroffenen verlieren ihren Bezug zur Realität nicht in dem hohen Maße wie der Schizophrene. Menschen mit Borderline leiden ebenfalls heftig unter Stimmungsschwankungen, allerdings manchmal schon im Minutentakt.

Habe auch ich möglicherweise eine BPS? – Ein einfacher Test

  • Manchmal bin ich irre aktiv und könnte Bäume ausreißen.
  • Manchmal bin ich ohne erkennbaren Grund sehr gereizt und zugleich aufgedreht.
  • Manchmal wird mein Kopf so schnell von Gedanken durchströmt, dass ich mit dem Reden gar nicht mehr hinterherkomme.
  • Es gibt Zeiten, in denen ich richtig geil bin und dann wieder absolut lustlose Phasen.
  • Manchmal fühle ich mich total großartig und unantastbar, dann wieder plagen mich große Selbstzweifel.
  • Es gibt elende, antriebslose Tage, da mag ich so gar nicht aus dem Bett aufstehen.
  • Ich kann nicht jeden Tag gleich gut oder motiviert arbeiten.
  • An manchen Tagen kann ich einfach nicht allein sein, dann wieder widern mich andere Menschen geradezu an.
  • Manchmal finde ich mein Leben absolut toll, an anderen Tagen ist alles nur in einem zähen Grauschleier eingehüllt.
  • Es gibt Momente, in denen ich extrem wütend bin und das meine Mitmenschen auch spüren lasse.

Falls Sie zwei oder noch mehr dieser Aussagen für sich in Anspruch nehmen können, wäre ein Gespräch darüber mit einem Facharzt nicht verkehrt.

Behandlung der BPS

Hierbei ist zwischen der akuten und der vorbeugenden Therapie zu unterscheiden. Bei Ersterer geht es darum, zu starke Stimmungsschwankungen mit geeigneten Medikamenten abzufangen. Nur in schweren Fällen, die mit Suizidgefahr einhergehen, ist ein stationärer Klinikaufenthalt angezeigt.

Mit der sogenannten Phasenprophylaxe wird dagegen versucht, künftige Episoden, so gut es eben geht, zu verhindern. Neben einer eingehenden Psychotherapie kommen in der Regel auch dabei Medikamente zum Einsatz. Diese enthalten zum Beispiel Lithium und können Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Übelkeit und Gewichtszunahme nach sich ziehen.

Wer Lithium nicht gut verträgt oder gar nicht darauf anspricht, bekommt zum Beispiel Valproat, das den Wirkstoff Valproinsäure enthält. Dieses Antikonvulsivum hat sich besonders bei der Phasenprophylaxe bewährt. Seroquel ist der Handelsname von Quetiapin, ebenfalls ein gut geeignetes Mittel gegen BPS mit relativ schnellem Phasenwechsel. Und für die Kurzzeit-Therapie der depressiven Episoden wird oft Venlafaxin verschrieben.

Alternative Behandlungsmethoden

Den Schlaf mit Baldrian zu fördern, kann auf keinen Fall schaden. Bei Johanniskraut und Ginseng wurde allerdings schon beobachtet, dass dadurch manische Episoden oder Psychosen verstärkt wurden. Was sich außerdem als sehr effektiv erwiesen hat, ist das Führen eines Stimmungstagebuchs, weil der Betroffene durch die täglichen Eintragungen seine Gefühle viel bewusster wahrnimmt. Es gibt auch vereinzelte Berichte über gute Erfahrungen mit CBD-Öl wie Cannabidiol (C21H30O2).

Von hoher gesellschaftlicher Relevanz

Die BPS ist eine Behinderung. Gemäß einer Statistik des deutschen Sozialverbandes VdK gehen jedes Jahr allein in Deutschland circa 75.000 Menschen aufgrund einer psychischen Erkrankung vorzeitig in den Ruhestand. Somit waren im Jahre 2016 psychische Störungen die häufigste Ursache bei den Erwerbsminderungsrenten. Gemäß Gerichtsurteil reicht bei BPS ein Grad der Behinderung (GdB) von 40 aus, um die Anerkennung der Berufsunfähigkeit zu erwirken.

 

Beitragsbild: pixabay.com – AbsolutVision

Alle Menschen erfahren Furcht und Angst. Furcht in ein in Gefühlen, körperlichen Symptomen und Verhalten ausgedrückte Reaktion auf eine von außen kommende Gefahr, die als solche auch wahrgenommen bzw. erkannt wird. Angst wird meist als unangenehm empfunden; ihre Ursachen liegen oft im Verborgenen.

Oft wird Angst von körperlichen Veränderungen und Verhalten begleitet, dien denen bei der Furcht ähneln.

Angemessene Angst erleichtern es dem Menschen, sich auf Situationen einzustellen und sich in diesen zu erproben und seine Handlungsspielräume zu üben. Zudem hilft sie ihm, in gefährlichen Situationen angemessen vorsichtig zu sein. Übermäßige Angst jedoch verursacht Distress (negativen Stress) und Funktionsstörungen.

Angststörungen treten in der Bevölkerung viel häufiger als jede andere Gruppe psychiatrischer Erkrankungen auf. Sie werden jedoch häufig nicht erkannt und demzufolge auch nicht behandelt.

Ursachen

Die Ursachen von Angststörungen sind nicht vollständig bekannt, körperliche und psychische Faktoren sind jedoch beteiligt. Physiologisch gesehen sind alle Gedanken und Gefühle als Folge elektrochemischer Vorgänge in Gehirn zu betrachten, was jedoch wenig über die komplexe Interaktionen zwischen den mehr als 200 Neurotransmittern und Neuromodulatoren der Gehirns und darüber aussagt, wann Wachheit und Angst „normal“ oder „unnormal“ sind.

Psychologisch gesehen wird Angst als Antwort auf Umgebungsstress betrachtet, wie ihn der Bruch einer wichtigen Beziehung oder das Ausgeliefertsein in eine lebensbedrohliche Situation darstellt.

Das Angstsystem bewegt sich den Anforderungen entsprechend unbemerkt. Angststörungen treten auf, wenn das Angstsystem nicht mehr richtig arbeitet oder wenn es von Ereignissen überwältigt wird.

Symptome und Diagnose

Angst kann plötzlich auftreten (Panik)oder sich langsam über Minuten, Stunden oder Tage entwickeln.

Sie kann wenige Minuten oder über Jahre hinweg anhalten; letzteres legt eine Angststörung nahe. In Ihrer Intensität bewegt sich die Angst zwischen kaum bemerkbaren Skrupeln und absoluter Panik, ihrer stärksten Form. Die Vorliebe des einen kann die Angst des anderen bedeuten (manche findet das Sprechen vor einer Gruppe erfrischend, während andere es fürchten), und die Fähigkeit, Angst zu ertragen variiert von Mensch zu Mensch.

Angststörungen können so belastend sein, dass sich eine Depression entwickelt. Beides kann aber auch nebeneinander bestehen, oder die Depression entwickelt sich, bevor die Symptome und Zeichen einer Angststörung auftreten.

Die Entscheidung, ob die Angst für eine Störung groß genug ist, stützt sich auf verschiedene Größen, entsprechend unterschiedlich können die ärztlichen Diagnosen ausfallen. Sobald die Angst als sehr störend empfunden wird, das normale Leben beeinflusst und nicht innerhalb weniger Tage von selbst vergeht, muss man von einer Angststörung ausgehen, die der Behandlung bedarf.

Eine charakteristische Symptomatik erlaubt die Diagnose einer spezifischen Angststörung. Eine für Angststörungen positive Familienanamnese (in der Familie kamen schon Angststörungen vor) ist insofern hilfreich, als dass viele Patienten eine angeborene Prädisposition (genetisch bedingte Empfänglichkeit) für die gleiche Angststörung wie ihre Angehörigen oder zumindest generell für Angststörungen anfällig sind.

Angststörungen müssen streng von der Angst getrennt werden, die bei vielen anderen psychiatrischen Erkrankungen auftritt, da sie auf unterschiedliche Behandlungen ansprechen.

Bekannte Angststörungen sind: 

  1. Die Panikattacke oder Panikstörung

    Panikattacken sind häufig, sie betreffen mehr als ein Drittel der Bevölkerung innerhalb eines Jahres. Die meisten Betroffenen erholen sich ohne Behandlung wieder; einige entwickeln eine Panikstörung. Dies ist selten und betrifft weniger als 1% der Bevölkerung innerhalb von sechs Monaten. Gewöhnlich beginnt die Panikstörung in der späten Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter und befällt Frauen dreimal so häufig wie Männer.
  2. Die phobische Störung

    Phobische Störungen sind Ängste, die hartnäckig, unrealistisch und doch äußerst stark sind. Im Gegensatz zur ungerichteten Angst der Panikstörung sind phobische Störungen auf eine äußere Situation oder einen äußeren Stimulus ausgerichtet. Die bekanntesten Phobien sind: Die Agoraphobie – Die Angst vor Situationen oder Plätzen, aus denen es keinen Ausweg geben könnte, falls die Panik auftritt. Die spezifischen Phobien – diese Art der Phobie wird durch den Kontakt mit einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt (Spinnen, andere Tiere, Höhe oder Tiefe und so weiter) hervorgerufen und führt zu einem absoluten Vermeidungsverhalten.
  3. Soziale Phobien

    Soziale Phobien treten überall dort auf, wo soziale Situationen bestehen (im Restaurant, bei der Arbeit, bei Auftritten und so weiter). Die häufigste Folge ist auch hier, wie bei der spezifischen Phobie) das Vermeidungsverhalten.

Schulmedizinische Therapie

Die schulmedizinische Therapie einer Angststörung ist von der Art der Angststörung abhängig. Oft wird eine medikamentöse Therapie mit einer Verhaltenstherapie kombiniert, um den Betroffenen das Leiden zu lindern. Sehr bekannt ist im Falle einer spezifischen Phobie die so genannte „Konfrontationstherapie“; hier wird der Betroffene mit dem Objekt seiner Angst (zum Beispiel der Spinne) konfrontiert.

So wird die Angst so lange provoziert, bis sich das Gehirn merkt, dass von diesem Objekt keine objektive Gefahr ausgeht und somit die Angst unnötig ist. Ähnlich verfährt man bei der sozialen Phobie und ggf. auch der Panikstörung.

Es ist jedoch dringend davon abzuraten, selbsttherapeutische Maßnahme zu ergreifen, da die Reaktion zunächst schlimmer werden kann, bis die Angst „sich geschlagen gibt“; eine professionelle Begleitung ist daher aus meiner Sicht immer notwendig.

Unterstützend kann der Betroffene Entspannungsübungen wie Yoga, Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training lernen, um so insgesamt ungespannter und gelassener durchs Leben zu gehen. Beim autogenen Training rate ich aber dazu, dies bei einem erfahrenen Therapeuten zu lernen.

 

Beitragsbild: 123rf.com – Nivens