Alle Menschen erfahren Furcht und Angst. Furcht in ein in Gefühlen, körperlichen Symptomen und Verhalten ausgedrückte Reaktion auf eine von außen kommende Gefahr, die als solche auch wahrgenommen bzw. erkannt wird. Angst wird meist als unangenehm empfunden; ihre Ursachen liegen oft im Verborgenen.

Oft wird Angst von körperlichen Veränderungen und Verhalten begleitet, dien denen bei der Furcht ähneln.

Angemessene Angst erleichtern es dem Menschen, sich auf Situationen einzustellen und sich in diesen zu erproben und seine Handlungsspielräume zu üben. Zudem hilft sie ihm, in gefährlichen Situationen angemessen vorsichtig zu sein. Übermäßige Angst jedoch verursacht Distress (negativen Stress) und Funktionsstörungen.

Angststörungen treten in der Bevölkerung viel häufiger als jede andere Gruppe psychiatrischer Erkrankungen auf. Sie werden jedoch häufig nicht erkannt und demzufolge auch nicht behandelt.

Ursachen

Die Ursachen von Angststörungen sind nicht vollständig bekannt, körperliche und psychische Faktoren sind jedoch beteiligt. Physiologisch gesehen sind alle Gedanken und Gefühle als Folge elektrochemischer Vorgänge in Gehirn zu betrachten, was jedoch wenig über die komplexe Interaktionen zwischen den mehr als 200 Neurotransmittern und Neuromodulatoren der Gehirns und darüber aussagt, wann Wachheit und Angst „normal“ oder „unnormal“ sind.

Psychologisch gesehen wird Angst als Antwort auf Umgebungsstress betrachtet, wie ihn der Bruch einer wichtigen Beziehung oder das Ausgeliefertsein in eine lebensbedrohliche Situation darstellt.

Das Angstsystem bewegt sich den Anforderungen entsprechend unbemerkt. Angststörungen treten auf, wenn das Angstsystem nicht mehr richtig arbeitet oder wenn es von Ereignissen überwältigt wird.

Symptome und Diagnose

Angst kann plötzlich auftreten (Panik)oder sich langsam über Minuten, Stunden oder Tage entwickeln.

Sie kann wenige Minuten oder über Jahre hinweg anhalten; letzteres legt eine Angststörung nahe. In Ihrer Intensität bewegt sich die Angst zwischen kaum bemerkbaren Skrupeln und absoluter Panik, ihrer stärksten Form. Die Vorliebe des einen kann die Angst des anderen bedeuten (manche findet das Sprechen vor einer Gruppe erfrischend, während andere es fürchten), und die Fähigkeit, Angst zu ertragen variiert von Mensch zu Mensch.

Angststörungen können so belastend sein, dass sich eine Depression entwickelt. Beides kann aber auch nebeneinander bestehen, oder die Depression entwickelt sich, bevor die Symptome und Zeichen einer Angststörung auftreten.

Die Entscheidung, ob die Angst für eine Störung groß genug ist, stützt sich auf verschiedene Größen, entsprechend unterschiedlich können die ärztlichen Diagnosen ausfallen. Sobald die Angst als sehr störend empfunden wird, das normale Leben beeinflusst und nicht innerhalb weniger Tage von selbst vergeht, muss man von einer Angststörung ausgehen, die der Behandlung bedarf.

Eine charakteristische Symptomatik erlaubt die Diagnose einer spezifischen Angststörung. Eine für Angststörungen positive Familienanamnese (in der Familie kamen schon Angststörungen vor) ist insofern hilfreich, als dass viele Patienten eine angeborene Prädisposition (genetisch bedingte Empfänglichkeit) für die gleiche Angststörung wie ihre Angehörigen oder zumindest generell für Angststörungen anfällig sind.

Angststörungen müssen streng von der Angst getrennt werden, die bei vielen anderen psychiatrischen Erkrankungen auftritt, da sie auf unterschiedliche Behandlungen ansprechen.

Bekannte Angststörungen sind: 

  1. Die Panikattacke oder Panikstörung

    Panikattacken sind häufig, sie betreffen mehr als ein Drittel der Bevölkerung innerhalb eines Jahres. Die meisten Betroffenen erholen sich ohne Behandlung wieder; einige entwickeln eine Panikstörung. Dies ist selten und betrifft weniger als 1% der Bevölkerung innerhalb von sechs Monaten. Gewöhnlich beginnt die Panikstörung in der späten Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter und befällt Frauen dreimal so häufig wie Männer.
  2. Die phobische Störung

    Phobische Störungen sind Ängste, die hartnäckig, unrealistisch und doch äußerst stark sind. Im Gegensatz zur ungerichteten Angst der Panikstörung sind phobische Störungen auf eine äußere Situation oder einen äußeren Stimulus ausgerichtet. Die bekanntesten Phobien sind: Die Agoraphobie – Die Angst vor Situationen oder Plätzen, aus denen es keinen Ausweg geben könnte, falls die Panik auftritt. Die spezifischen Phobien – diese Art der Phobie wird durch den Kontakt mit einer bestimmten Situation oder einem bestimmten Objekt (Spinnen, andere Tiere, Höhe oder Tiefe und so weiter) hervorgerufen und führt zu einem absoluten Vermeidungsverhalten.
  3. Soziale Phobien

    Soziale Phobien treten überall dort auf, wo soziale Situationen bestehen (im Restaurant, bei der Arbeit, bei Auftritten und so weiter). Die häufigste Folge ist auch hier, wie bei der spezifischen Phobie) das Vermeidungsverhalten.

Schulmedizinische Therapie

Die schulmedizinische Therapie einer Angststörung ist von der Art der Angststörung abhängig. Oft wird eine medikamentöse Therapie mit einer Verhaltenstherapie kombiniert, um den Betroffenen das Leiden zu lindern. Sehr bekannt ist im Falle einer spezifischen Phobie die so genannte „Konfrontationstherapie“; hier wird der Betroffene mit dem Objekt seiner Angst (zum Beispiel der Spinne) konfrontiert.

So wird die Angst so lange provoziert, bis sich das Gehirn merkt, dass von diesem Objekt keine objektive Gefahr ausgeht und somit die Angst unnötig ist. Ähnlich verfährt man bei der sozialen Phobie und ggf. auch der Panikstörung.

Es ist jedoch dringend davon abzuraten, selbsttherapeutische Maßnahme zu ergreifen, da die Reaktion zunächst schlimmer werden kann, bis die Angst „sich geschlagen gibt“; eine professionelle Begleitung ist daher aus meiner Sicht immer notwendig.

Unterstützend kann der Betroffene Entspannungsübungen wie Yoga, Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training lernen, um so insgesamt ungespannter und gelassener durchs Leben zu gehen. Beim autogenen Training rate ich aber dazu, dies bei einem erfahrenen Therapeuten zu lernen.

 

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