Unter dem Begriff „Kiffer“ verstehen viele einen faulen, vor sich hin dösenden, viel lächelnden und apathisch gleichgültigen jungen Menschen. Die Psychiatrie hat dafür die Bezeichnung „Amotivationssyndrom“ beziehungsweise „Amotivationales Syndrom“ geprägt, die die Folgen intensiven Cannabiskonsums zusammenfassen soll.
Bereits im Jahre 1985 stellten die Psychiater Täschner und Wanke fest, dass sich Cannabis-Konsumenten allmählich den Anforderungen der Leistungsgesellschaft nicht mehr verpflichtet fühlen und ihnen auch nicht mehr gewachsen sind. Ungefähr 13 Jahre später vermuteten die Forscher Karl-Arthur Kovar und Dieter Kleiber, dass hier wohl eher Ursache und Wirkung verwechselt werden. Sie gingen davon aus, dass Menschen, die charakterlich sowieso etwas demotiviert und sich über Leistungsanforderungen nicht begeistern können, auch zum Abbau ihrer Frustration schon mal Cannabis konsumieren.
Im Jahre 2007 schrieben Kay Uwe Petersen und Rainer Thomasius etwas verklausuliert, dass es wissenschaftlich bislang noch nicht erwiesen wurde, dass Cannabis wirklich die einzige Ursache dafür ist, wenn Konsumenten einen über die unmittelbare Wirkung hinausgehenden (permanent) demotivierten Eindruck machen. Demgegenüber weisen einige Studien sehr wohl darauf hin, dass ein sehr früher Einstieg in den Cannabiskonsum die schulischen Leistungen signifikant herabsetzt und es in der Folge auch häufiger zu Schulabbrüchen kommt.
Einige Forscher sehen die Ursache des Amotivationssyndroms bei langjährigem Drogenmissbrauch in physiologischen Veränderungen des Gehirns. Auf der anderen Seite gibt es Studien, die die Existenz eines Amotivationssyndroms schlichtweg widerlegen. Als evident stellte sich aber zumindest heraus, dass es unter den besonders begeisterten Cannabis-Konsumenten weniger hoch motivierte Menschen gibt.
Man sollte bei der ganzen Diskussion auch nicht vergessen, dass es andere Länder wie Jamaika, Costa Rica oder Griechenland gibt, in denen Hanf sogar als Motivationssteigerer gilt. Was bei uns die Kaffeepause während der Arbeit ist, ist in Jamaika angeblich das tägliche Ganja. Zur „Verbesserung“ der schulischen Leistungen werden die Kinder sogar von ihren Eltern bewusst an den Cannabiskonsum herangeführt. Diese Methode ist mehr als fragwürdig – ich halte diese für gefährlich. Zur Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten (wie Lernleistung) gibt es deutlich unbedenklichere Substanzen aus dem Bereich der Vitalstoffe, wie zum Beispiel die Aminosäure Tyrosin.